Bei der UBS leitet CIO Alexander Friedman eine Initiative der grössten Schweizer Bank, um vermögende Privatkunden zu gewinnen.Nachdem das Bankgeheimnis als Wettbewerbsvorteil schwindet, will die UBS nun mit einer exzellenten Anlageperformance punkten. "Es gab diese Festung, die ein grossartiges Geschäftsmodell für die Schweizer Banken geschaffen hat - aber das ist nun vorbei", sagte Friedman in einem Interview mit Bloomberg News.Friedman war im März 2011 vom früheren Bankenchef Oswald Grübel für die neu geschaffene CIO-Position eingestellt worden. "Die Vermögensverwaltung ist der Kern. Wenn wir als Vermögensverwalter keine Outperformance erreichen, muss das Geschäftsmodell etwas Neues bieten." Die UBS verwaltet für ihre Kunden insgesamt 1,58 Billionen Dollar.Friedman will ein Anlagegeschäft aufbauen, das "besser als alle anderen" ist, erläuterte der 41-Jährige. Er zählt dabei auf die Unterstützung von 900 Analysten aus dem USB-Konzern, die Klugheit von Milliardären und sogar auf Empfehlungen der Konkurrenz, um dieses Ziel zu erreichen.Für die Bank, die seit Ende 2007 einen Rückgang von 28 Prozent beim verwalteten Vermögen erlebte, ist es äusserst wichtig, dass er damit Erfolg hat. Zwar hat Friedman die Erlöse in der Vermögensverwaltung noch nicht steigern können. Aber er hofft, dass einige seiner erfolgreichsten Empfehlungen - so riet er beispielsweise im Oktober zum Kauf von US-Junkbonds - dazu beitragen, bei den durch die Schuldenkrise im Euroraum verunsicherten Kunden Vertrauen aufzubauen.Entscheidend sind die Beziehungen"Sie verwalten nicht nur die Investments, sondern bieten den Kunden vor allem Beratung und versuchen so, Grundlagen für überdurchschnittliche Gebühren zu legen", sagt Christopher Wheeler, Analyst bei Mediobanca in London. "Es geht vor allem um Beziehungen, die Qualität der Beratung und die Qualität der Bank. Das braucht ein Vermögensverwalter."Credit Suisse, grösste Konkurrentin der UBS, setzt auf eine ähnliche Strategie. Die Bank hat 2009 Stefan Keitel mit der neu geschaffenen Position eines für die Kapitalanlagen verantwortlichen CIO für das Privatbankengeschäft und die Vermögensverwaltung weltweit betraut.Bei der UBS sahen etwa 90 Prozent der Vermögensverwaltungskunden ausserhalb des amerikanischen Kontinents in den ersten sieben Monaten dieses Jahres in ihren Portfolios positive Erträge nach Gebühren, berichtet Friedman. Die durchschnittliche Performance der 80'000 von der Bank verwalteten Portfolios war in allen Strategien positiv und erreichte in einigen Fällen bis zu 12 Prozent, so die UBS.Die Erlöse in der Vermögensverwaltung ohne den amerikanischen Kontinent sanken im ersten Halbjahr um 7,4 Prozent auf 3,5 Milliarden Franken, da die Kunden sich angesichts der Euro-Schuldenkrise mit Handelstransaktionen zurückhielten. Dennoch liefert der Bereich den grössten Beitrag zum Gewinn der UBS und der Vorsteuergewinn war kaum verändert bei 1,31 Milliarden Franken.Amerikanische Vermögensverwaltung legt zweistellig zuAuf dem amerikanischen Kontinent zogen die Erlöse in der Vermögensverwaltung im gleichen Zeitraum um 11 Prozent und der Vorsteuergewinn um 55 Prozent auf 390 Millionen Franken an. Die UBS weist die Daten separat aus, die Vermögensverwaltungssparte auf dem amerikanischen Kontinent enthält auch das frühere Paine-Webber-Brokergeschäft, das die Schweizer im Jahr 2000 übernahmen.Die Vermögensverwaltungssparten der UBS verzeichneten im ersten Halbjahr 2012 einen Nettoneugeldzufluss von 24,1 Milliarden Franken, was der höchste Sechs-Monats-Zustrom ist, seit die Subprime-Krise und die US-Ermittlungen zu Steuerhinterziehungen das Geschäft 2008 erschütterten. In den neun Quartalen bis Ende Juni 2010 hatten Kunden per Saldo 239,2 Milliarden Franken abgezogen.Ein Grossteil der Kundengelder fliesse direkt in Barpositionen, berichtet Finanzvorstand Tom Naratil. UBS- Vermögensverwaltungskunden ausserhalb des amerikanischen Kontinents, die ihre Gelder überwiegend selbst verwalten, hielten Ende des Quartals etwa 31 Prozent in Barpositionen.Um diese Positionen in höhere Einnahmen für die Bank zu verwandeln, brauche es Zeit und bessere Märkte, erklärte die UBS im vergangenen Monat. Eine moderate Rückkehr des Risikoappetits der Kunden könnte die Bruttomarge in der Vermögensverwaltung um etwa sechs Basispunkte erhöhen, sagte die UBS. Weitere zwei bis fünf Basispunkte könnten von Initiativen der Bank kommen wie beispielsweise Verbesserungen bei der Anlageberatung. Der Bereich will die Marge auf 95 bis 105 Basispunkte steigern, verglichen mit 89 Basispunkten im zweiten Quartal.Das CIO-Büro lohnt sich noch nichtDie Einführung eines CIO-Büros habe sich wegen der fragilen Märkte noch nicht ausgezahlt, sagte Naratil im vergangenen Monat gegenüber Journalisten. In sehr angeschlagenen Märkten wird den Kunden häufig empfohlen abzuwarten und ihre Positionen zu halten, was kurzfristig keine Erträge bringe, sagte er.Friedman arbeitete zuvor als M&A-Banker bei Lazard in New York und war ab 2007 Finanzvorstand bei der Bill & Melinda Gates Foundation, die er im März 2010 verliess. Anschliessend war er bei einer privaten Investmentgesellschaft, Asymmetry, tätig.Friedman will zudem vermeiden, dass die UBS abhängig von Star-Fondsmanagern wird. "Das Problem mit den meisten Anlageverfahren ist, dass sie wie eine umgekehrte Pyramide aussehen. Es gibt einen brillianten Fondsmanager und alles hängt von ihm ab", erläuterte er. "Das ist schon von der Definition her sehr instabil.Nicht nur eigene Produkte Die Anlageempfehlungen der UBS seien das Ergebnis der Ideen von Analysten, regionalen Vermögensberatern, Investmentspezialisten von Gesellschaften wie Pacific Investment Management und Fidelity Investments, quantitativen Modellen und der Milliardärskundschaft der Bank, berichtete Friedman. Die Sparte Investmentprodukte und -dienste suche dann die besten Produkte aus."Bei diesem Umfeld sollte man eine recht solide Basis haben - eine These, wohin die Welt sich entwickeln wird," sagte Friedman. "Dann benötigt man eine wirklich solide taktische Anlage-Allokation sowie Themen, die sich überdurchschnittlich entwickeln und muss Produkte für diese Themen anbieten können. Und es können nicht nur die eigenen Produkte sein."