Es ist lange her, dass Engler ein "normales Leben" führte. Als er noch Bundeswehrsoldat und Staubsaugervertreter war und nicht einer der abgebrühtesten Anlagebetrüger Europas. Als er noch "der Ulrich" und noch nicht "Richie" war, wie er sich in seinem Schickimicki-Leben nannte. Mit vergoldeten Wasserhähnen, einem Fuhrpark mit Porsche, Ferrari und Rolls-Royce.Mit dem Geld der Anleger habe er zudem einen "sehr gehobenen Lebensstil gepflegt", sagte die Richterin am Montag in ihrer Urteilsverkündung und hielt Engler zugute, dass er ein umfassendes Geständnis abgelegt habe. Andernfalls wäre die Strafe "zweistellig" ausgefallen.Schenkt man Englers Ausführungen Glauben, so entschloss sich Richie Engler selbst, wieder Ulrich Engler zu sein. Damals, am 11. Februar 2012, als er betrunken über den Highway in Nevada gerast war und einer Streife ins Netz ging. Ein letztes Mal gaukelte er den Polizeibeamten eine falsche Identität vor. Doch ab diesem Zeitpunkt hörte er auf, sich zu verstecken. Fünf Jahre Flucht hatten ihm zugesetzt. Er vermisste seine deutsche Heimat, Schwarzbrot, Leberwurst, ein deutsches Bier.1300 Entschuldigungsbriefe mit der Hand geschriebenEngler sagt, er habe regelrecht auf den Zugriff gewartet. Der erfolgte am 25. Juli 2012: Zwölf US-Marshalls stürmten auf ihn zu, nahmen ihn fest, als er mit mehreren Hunderttausend Dollar im Kofferraum durch Boulder City in Clark County, Nevada, kurvte. In einer Lagerhalle entdeckte das FBI mehr als 800 Gemälde, Statuen, Diamanten, Rubine sowie 200 Kunstwerke aus dem 16. und 17. Jahrhundert.