"Schäuble ... gehen ..." der war gut!
Schäuble ist ein Schlitzohr. Keine Frage. Er ist aber zweifellos intelligent genug, dass er schon vor Jahren begriffen hat, dass a) es unmöglich ist, Schulden durch Austerität zu bezahlen und b) dass die seit 2010 geflossenen Griechenland-Kredite nie in Kaufkraft zurückbezahlt würden.
Wenn wir als Analogie die USA nehmen, die - gleich wie die Griechen - auch ein enorm hohes Aussenhandelsdefizit haben (Stichwort:
die Amerikaner sind die Griechen der Chinesen), dann stellen wir fest, dass den USA in den letzten 6 Jahren eine ganz andere Medizin verabreicht wurde als den Griechen: Dort lautete die Medizin nicht "sparen" sondern "Geld-Drucken, um die Wirtschaft anzukurbeln."
Zweimal dieselbe Krankheit aber unterschiedliche, gegensätzliche Medizin? Wie soll das den gehen?
Es drängt sich der Verdacht auf, dass Griechenland das Versuchskaninchen für eine Alternativ-Strategie ist. Vielleicht als abschreckendes Beispiel an die Adresse der Amerikaner gewandt: "Schaut, wenn wir nicht Geld drucken sondern sparen, enden wir wie in Griechenland. Wollt ihr das?"
Es ging auch nie um
Griechenlandhilfe auch wenn dies immer das verwendete Wort war. Es ging wieder mal um den Bailout westlicher Banken (insbesondere Deutsche Bank und Banque Nationale de Paris), denen mit diesen Krediten die Möglichkeit gegeben wurde, ihre heissen Griechenland-Anleichen an die europäische Bad-Bank EZB abzustossen.
Wir wissen alle: Wären diese Milliarden Euro
Griechenlandhilfe tatsächlich den griechischen Bürgern zu Gute gekommen, müssten jetzt nicht griechische Eltern ihre Kinder ins Waisenhaus abschieben, weil sie diese nicht mehr ernähren können. Statt dessen sind diese neuen Kredite eins-zu-eins wieder zurück in den reichen Teil Europas geflossen.
Somit bleiben - für mich zumindest - folgende Fragen offen:
1. Was ist mit den Krediten passiert, die Griechenland dereinst bekommen hat? Wir sprechen hier von etwas über 400 Mrd. Euro. Wurde da in irgend einer Form investiert und wenn ja, wo ist der Return-of-Investment? Oder ist das Geld irgendwo versickert? Wenn ja, wo? Irgend jemand muss ja dieses Geld haben.
2. Angenommen, Griechenland erklärt Staatsbankrott, führt die Drachme wieder ein und fängt schuldenfrei bei Null an: Würde das Europa, die EU17 oder den Euro zerstören? Keineswegs, denn Griechenland macht finanziell gerade mal 2% der EU17 aus. Eigentlich müsste das den Euro sogar stärken, denn wenn das schwächste Tier der Herde ausscheidet, steigert das die Qualität der Herde.
Hier gilt allerdings das Gegenargument, dass die anderen PIIGS dem Beispiel Griechenlands folgen und ebenfalls mit Staatsbankrott aus dem Euro aussteigen könnten.
3. Bekäme Griechenland das Kapital, um seine Erdgasvorkommen auszubeuten? Ohne Frage: Ja!
Da Geldschulden und Geldvermögen in der Summe identisch sind, besteht zwar auf der einen Seite das Problem, die Schulden zurückzuzahlen, auf der anderen Seite hingegen das Problem, die Vermögen anzulegen. Bei Nullzinsen von Staatsanleihen wäre also die Investition in Energieförderung ein sicheres wie auch lukratives Geschäft.
---
Deshalb ja, es wäre machbar, wenn Griechenland seine Erdöl- und Erdgas-Felder ausbeutet und dafür sorgt, dass die Arbeit von Griechen ausgeführt wird und die Einnahmen entsprechend in Griechenland bleiben. Geld genug ist vorhanden. Und - mit Verlaub - Geld ist ja billig, da digital kostenlos in beliebiger Menge produzierbar.