Markt: Grossbanken setzen Abwärtstrend weiter fort
Zürich (awp) - Die Aktien der Schweizer Grossbanken setzen am Dienstag im Gleichschritt mit anderen europäischen Bankenwerten ihre Talfahrt fort. Die anhaltenden Sorgen über die Weltwirtschaft und damit bezüglich der Stabilität und der Profitabilität des Finanzsektors belasten die Bankenaktien. In diesem Umfeld sah sich zuletzt die deutsche Bank am Montag genötigt zu erklären, dass ihre finanziellen Mittel ausreichen, um die Zinsen für die 2014 ausgegebenen Coco-Bonds bezahlen zu können.
Die Titel der beiden Schwergewichte UBS und Credit Suisse stellen am Dienstagmorgen die Schlusslichter im SMI, der allerdings ebenfalls die Talfahrt der letzten Tage fortsetzt (-0,5%). Bis gegen 11.35 Uhr verlieren die Valoren der UBS 2,5% auf 14,18 CHF und die Titel der Credit Suisse gar 4,2% auf 13,63 CHF, nachdem sie bereits am Vortag 4,3% respektive 5,0% verloren hatten. Damit reihen sie sich in den Kursrückschlag des globalen Bankensektors ein.
So verloren am Montag beispielsweise Bank of America 5,3%, Goldman Sachs 4,6% und Deutsche Bank 9,5%. Letztere vermögen sich am Dienstag allerdings mit einem Plus von 0,9% wieder etwas zu erholen. Seit Anfang Jahr liegen UBS und Credit Suisse 26% bzw. 35% im Minus (SMI: -13%).
RISIKOAVERSION DER ANLEGER BELASTET
Dem Finanzsektor bläst derzeit aus verschiedenen Seiten ein eisiger Wind entgegen, heisst es in einem Händlerkommentar. Im Vordergrund sind es die Sorgen um eine sich abkühlende Weltkonjunktur. Das hat unter anderem Ängste geschürt, dass es zu Kreditausfällen in der Energiebranche kommen könnte - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die kreditgebenden Banken.
Aufgrund dieser Sorgen sind die Investoren dazu übergegangen, ihre Risiken in allen Anlageklassen zu reduzieren. Angesichts der weiter zugenommenen Risikoaversion der Investoren sei kaum zu glauben, dass sich das Wealth- und Asset-Management rasch erholen und höhere Resultate für das laufende Jahr erzielen könne, schreiben die Experten von Kepler Cheuvreux heute in einer Studie zur UBS, in der sie das Anlagerating für die Bank auf Hold von Buy zurückstufen.
Zudem ist eine Trendwende bei den Negativzinsen nicht in Sicht. Die negativen Zinsen würden verhindern, dass die Institute ihre Profitabilität steigern können und das zu einem Zeitpunkt, in dem viele von ihnen ermutigt werden ihre Kreditvergabe an die Wirtschaft auszuweiten und ihre Kapitalpuffer zu verstärken, schreibt Michael Hewson, Chief Market Analyst von CMC Markets. Gleichzeitig müssten die Banken ihre Profitabilität steigern, worin die Banken angesichts der schwierigen Marktkonditionen eingeschränkt würden, heisst es weiter.
INSTITUTE SIND GUT KAPITALISIERT
Gemäss einer Studie von Goldman Sachs wird im Märkt bereits die Frage gestellt, ob sich eine neue Finanzkrise anbahne. Dieses Risiko halten die Experten der amerikanischen Investmentbank allerding für limitiert. Denn die Liquidität des Sektors sei ausreichend, die Geldmärkte seien weiter offen und nicht zuletzt seien die Institute besser kapitalisiert als zur letzten Finanzkrise.
Etwa 25 europäischen Banken haben bisher ihre Resultate für das vierte Quartal 2015 veröffentlicht. Diese Institute hätten ihre Kapitalausstattung verstärkt und im Durchschnitt würden sie eine CET1-Ratio von 11,9% erreichen. Zudem hätten die Kommerz- und Retailbanken - insbesondere die nordischen - ordentliche Resultate vorgelegt. Dagegen hätten die Investmentbanken, darunter Deutsche Bank und Credit Suisse, einen deutlichen Ergebnisrückgang vor allem im Bereich FICC hinnehmen müssen.