ABB mit stabilem Auftragseingang im Q4 - Dividende erhöht
(Ausführliche Fassung)
Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB hat im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2016 den Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr gehalten, mit dem Umsatz gelang dies knapp. Auf vergleichbarer Basis resultierte bei beiden Ziffern indes ein leichtes Plus. Der Auftragseingang war damit zum ersten Mal nach sechs Quartalen nicht rückläufig.
Konkret blieb dieser im Vergleich zum Vorjahresquartal in US-Dollar stabil bei 8,28 Mrd USD, bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseinflüsse ergab sich auf vergleichbarer Basis ein Plus von 3%. Dieser Anstieg sei insbesondere auf den Zuwachs bei Grossaufträgen zurückzuführen, teilt ABB am Mittwoch mit. Der Auftragsbestand belief sich per Ende Dezember 2016 auf 23 Mrd USD, nach 24,55 Mrd per Ende September.
Die Grossaufträge stiegen dabei auf vergleichbarer Basis um 35%, vor allem dank der Akquisition von Grossprojekten in der Division Stromnetze und der Division Industrieautomation und Antriebe. Grossaufträge machten im Quartal 17% des gesamten Auftragseingangs aus, verglichen mit 14% im Vorjahr.
Die Basisaufträge mit einem Volumen von unter 15 Mio USD gaben dagegen um 1% nach. Während die Basisaufträge in der Division Industrieautomation und Antriebe anzogen, blieben sie in der Division Prozessautomation stabil und gingen in den übrigen beiden Divisionen zurück. Die Aufträge für Service und Software haben um 4% zugenommen und machen mittlerweile 20% des gesamten Auftragseingangs aus.
Der Umsatz ging zum Vorjahresquartal um 3% auf 8,99 Mrd USD zurück, wobei sich bereinigt ein Plus von 1% ergab. "Dank der starken Performance der Division Stromnetze sind wir im vierten Quartal trotz des schwierigen Marktumfelds gewachsen", wird in der Mitteilung CEO Ulrich Spiesshofer zitiert.
MARGE VON SONEREFFEKT BELASTET
Der operative EBITA reduzierte sich um 4% auf 1'057 Mio und die EBITA-Marge um 20 Basispunkte auf 11,7%. Auf vergleichbarer Basis lag das Minus beim EBITA bei 2%. Positive Effekte aus Nettoeinsparungen und Volumensteigerungen seien durch den Geschäftsmix sowie durch operative Währungsverluste aufgrund der Währungsabwertung in Ägypten aufgehoben worden, begründet das Unternehmen den Rückgang. "Unsere Basis-Performance hat sich weiter positiv entwickelt und war besser als die Quartalsergebnisse zeigen, die durch Sondereinflüsse belastet wurden", meint dazu CEO Ulrich Spiesshofer.
In diesem Zusammenhang erwähnte er an einer Telefonkonferenz zusätzlich einen einmaligen Abschreiber bei einem Kunden, welcher die EBITA-Marge im Quartal mit rund 30 Basispunkten belastet habe.
Der Reingewinn hat sich auf 489 Mio USD mehr als verdoppelt. Restrukturierungskosten und restrukturierungsbedingte Aufwendungen seien gegenüber dem vierten Quartal 2015 signifikant zurückgegangen, lautet die Begründung für diese Verbesserung. Die Dividende soll denn auch auf 0,76 von 0,74 CHF je Aktie erhöht werden.
Die Erwartungen der Analysten wurden mit dem Auftragseingang und dem Umsatz übertroffen, wogegen die Gewinnziffern unter den Erwartungen lagen. Spiesshofer selber bilanziert für 2016 "beträchtliche Fortschritte bei der Transformation von ABB zu einem kundenorientierteren, schlankeren Vorreiter der industriellen Digitalisierung".
Im Gesamtjahr 2016 erreichte ABB mit dem Auftragseingang einen Wert von 33,38 Mrd USD und mit dem Umsatz 35,48 Mrd, was auf vergleichbarer Basis einem Minus von 5% bzw. 1% entspricht. Die EBITA-Marge wurde dabei auf 12,4% um 50 Basispunkte gesteigert, während der Reingewinn auf knapp 2 Mrd um 2% anzog.
AUSBLICK WIE ÜBLICH VAGE - MITTELFRISTZIELE BESTÄTIGT
Mit Blick nach vorne bleibt ABB zumindest kurzfristig weiterhin zurückhaltend. Makroökonomische und geopolitische Entwicklungen würden ein uneinheitliches Szenario mit anhaltenden Unsicherheiten signalisieren. Weiter positiv seien einige makroökonomische Signale in den USA. In China rechnet die ABB-Führung mit einer Fortsetzung des Wachstums. Das Unternehmensergebnis werde durch den Ölpreis und Effekte aus der Währungsumrechnung voraussichtlich weiterhin beeinflusst. Deshalb hält ABB an der bisherigen Formulierung fest, dass 2017 ein Übergangsjahr werden wird.
Die geltenden Mittelfristziele wurden gleichzeitig bestätigt. "An diesen Zielen halten wir fest", sagte Spiesshofer an einer Telefonkonferenz. Er bestätigte dabei auch, dass man mit den Zielen für das 'White Collar'-Effizienzprogramm auf Kurs sei. Auf die Frage, ob der leicht positive Trend im Bestellungseingang eine nachhaltige Entwicklung sei, wollte Spiesshofer nicht näher eingehen. Für eine präzise Prognose seien die Märkte zu unsicher.
Markt: ABB mit verbesserter Auftragslage - Aktien trotzdem ungefragt
Bern (awp) - Die während des Schlussquartals bekanntgewordenen Grossaufträge hatten es angekündigt: Das von ABB veröffentlichte Resultat zeigt eine deutlich bessere Auftragslage. Den Aktien des Industriekonzerns aus Zürich hilft das am frühen Mittwoch allerdings herzlich wenig, verfehlen Umsatz und Gewinn die Erwartungen im vierten Quartal teilweise doch deutlich. Zudem spricht das Unternehmen beim 2017 von einem Übergangsjahr.
Um 08.20 Uhr gewinnen ABB Namen im vorbörslichen Handel von Julius Bär zum Mittelkurs gerademal 0,1% auf 23,37 CHF. Der Gesamtmarkt (SMI) steht im Gegenzug bei 8'378,06 Punkten und damit um 0,10% über dem Schlussstand vom Vortag. Derivativseitig sind zur Stunde noch keine Transaktionen auszumachen.
Als erfreulich wird in Expertenkreisen vor allem die Stabilisierung beim Auftragseingang bezeichnet. Letzterer lag zwar in US-Dollar knapp unter dem Vorjahr, übertraf die Konsensschätzungen insgesamt jedoch. Noch besser fällt die Bilanz bei der Umsatzentwicklung aus, liegt diese doch nicht nur über dem Vorjahreswert, sondern gleichzeitig auch am oberen Ende der Markterwartungsbandbreite. Wie es heisst, profitierte ABB von einer einfacheren Vergleichsbasis aus dem Vorjahr und vernünftigeren Erwartungshaltung als für die vorangegangenen Quartale.
Eher enttäuschende Stimmen treffen in Bezug auf die Margenentwicklung ein. Sowohl beim operativen EBITA als auch beim Reingewinn werden die Konsensschätzungen teilweise klar verfehlt. Die insgesamt soliden Ergebnisbeiträge aus den beiden Bereichen Power Grids und Process Automation werden begrüsst.
Bei der UBS werden vor allem die beiden Divisionen Electrification Products und Discrete Power Automation & Motion für die tiefer als erhofften Margen verantwortlich gemacht. Der für die Schweizer Grossbank tätige Analyst lässt jedoch durchblicken, dass er nur mit geringen Schätzungsanpassungen rechnet.
Was Verwaltungsratspräsident Peter Voser Mitte Dezember in der Wochenendpresse angedeutet hatte, spiegelt sich mittlerweile auch im Ausblick. ABB bezeichnet das Geschäftsjahr 2017 als ein Übergangsjahr. Zumindest was die diesjährige Umsatzentwicklung anbetrifft, erwarten viele Analysten schon heute im Vergleich zum letzten Jahr einen leichten Rückgang. Wie der UBS-Analyst schreibt, verweist ABB im Ausblick nicht mehr explizit auf die verhaltene Situation in China. Er erachtet dies als ermutigend.
Die der Generalversammlung vorgeschlagene Dividende deckt sich mehr oder weniger mit den Erwartungen. Einige wenige Experten hatten im Vorfeld aber sogar mit einer Ausschüttung von bis zu 0,80 CHF je Aktie für das vergangene Jahr gerechnet und werden diesbezüglich mit dem Rotstift walten müssen.
Händlern zufolge hatten die Aktien von ABB in den Tagen unmittelbar vor der Quartalsergebnispräsentation einen eher schweren Stand. Nach der Auftragsenttäuschung vom dritten Quartal sei zwar mit einer Belebung im Schlussquartal gerechnet worden. Allerdings habe es am Markt durchaus auch kritischere Stimmen gegeben, heisst es weiter. Beobachter erwarten auf Basis des durchwachsenen Zahlenkranzes bestenfalls eine gehaltene, wenn nicht gar eine leicht rückläufige Kursentwicklung.
Wie gewohnt ist für 14 Uhr eine Analystenkonferenz angekündigt.