Ich unterstelle mal dem Melchior keine unlauteren Motive (ehrlich). Etwas genereller gesprochen haben die Menschen ein Bedürfnis nach Gerechtigkeit, wie auch von mystr3r10n angesprochen ("who wants to be a sucker?"). Warum sollen die gesund lebenden für die Raucher und Trinker zahlen, die Jungen für die Alten etc. Man könnte auch sagen, dass es ein Bedürfnis nach Kausalität gibt. Jugendliche und Ausländer verursachen mehr Unfälle, also sollen sie höhere Versicherungsprämien zahlen, Frauen bekommen Kinder, also höhere Prämien etc. Die Ueberlegungen von Melchior gehen in eine ähnliche Richtung. Könnte man das heutige, krude demokratische Recht "1 Person = 1 Stimme" nicht verfeinern? Das Problem ist eben, dass ein ebenfalls krudes Kriterium wie das Alter völlig ungeeignet ist. Das Fatale an der Idee ist, dass sie einfach in der Handhabung ist, wie eben auch das Kriterium Alter/Geschlecht/Staatsangehörigkeit bei Autoversicherungen. Bei letzteren könnte es ja sein, dass soziologische Faktoren (Elternhaus, Erziehung, vererbte Eigenschaften, sowie diverse extrinsische Faktoren) ebenso gut mit der Unfallhäufigkeit korrelieren, jedoch ungemein schwieriger bis unmöglich zu erfassen sind. Man nimmt daher eine
Scheinkorrelationen (spurious correlations) in Kauf.Es ist zu befürchten, dass solche Verfeinerungsbestrebungen durch die modernen Technologien (Genforschung, Datenbanken) noch zunehmen werden. Es wäre ja denkbar, dass die Menschen gentechnisch vollständig erfasst werden. Aus den Daten und den Korrelationen werden nun Risikoprofile dieses individuums für die Gesellschaft erstellt. Daraus berechnen sich die Steuern, die KK-Prämien, das Stimmrecht (unterschiedlich nach Vorlage). Ich behaupte mal, dass die dadurch entstehende Bürokratie, inklusive der Aufblähung von Rechtsinstanzen (ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie) solche Uebungen zum groben Unfug werden lassen.Etwas off-topic. Beim Vorschlag, die KK-Prämien für Raucher zu erhöhen, wäre es wohl angebracht, für diese im Gegenzug die AHV-/PK-Beiträge zu reduzieren, da ja angeblich eine kausale Korrelation zwischen Lebenserwartung und Nikotinkonsum bestehen soll. Kommt dazu, dass sie ja eh via Tabaksteuer die AHV mitfinanzieren. (war früher mal Raucher)