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Meyer Burger schreibt auch 2017 rote Zahlen - Verhaltener Start ins 2018
(Mit weiteren Angaben ergänzt)
Gwatt (awp) - Der Solarzulieferer Meyer Burger hat im vergangenen Jahr erneut tiefrote Zahlen geschrieben. Für das laufenden Jahr wird bei einem stabilen Umsatzniveau eine deutlich bessere Profitabilität erwartet. Zum Jahresstart litt das Unternehmen allerdings noch unter einer verhaltenen Nachfrage, die sich in den kommenden Monaten jedoch wieder zulegen soll.
Das Berner Oberländer Unternehmen hat das sechste Jahr in Folge mit einem Verlust hinter sich. Das Minus betrug dieses Mal 79,3 Mio CHF, nachdem es im Vorjahr 97,1 Mio CHF gewesen waren. Die roten Zahlen sind keine Überraschung. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Fehlbetrag in dieser Grössenordnung gerechnet.
Gründe für den Verlust gibt es viele. Das Management verweist in der Mitteilung vom Donnerstag auf diverse "Sondereffekte" und "einmalige ausserordentliche Aufwendungen". Konkret werden etwa die Schliessung der Diamantdrahtproduktion in Colorado Springs erwähnt sowie die angekündigte Aufgabe von Produktionsaktivitäten in Thun im laufenden Jahr. Es kam zu Wertberichtigungen und zu "Goodwill Recycling". Zudem hätten negative Währungseffekte auf Kundenanzahlungen eine negative Rolle gespielt.
Immerhin: Bereinigt um alle diese Negativfaktoren hätte 2017 "nur" ein Fehlbetrag von 3,1 Mio CHF resultiert. Dies sei eine deutliche Verbesserung gegenüber dem bereinigten Wert des Vorjahres, betonte Meyer Burger.
GESCHÄFT LÄUFT WIEDER
Noch wichtiger sei aber, dass das eigentliche Geschäft im vergangenen Jahr wieder auf Touren gekommen sei. Die "starke Marktdynamik" habe zu einem 23% höheren Auftragseingang von 560,7 Mio CHF geführt. Der Umsatz kletterte um 4% auf 473,3 Mio CHF. Damit bestätigt die Firma Angaben von Anfang Januar. Und der operative Gewinn auf Stufe EBITDA kam mit 12,4 Mio CHF im Rahmen der damaligen Prognose von 5 bis 15 Mio CHF zu liegen.
Beim Auftragseingang sei das "mit deutlichem Abstand höchste Niveau" der vergangenen sechs Jahre erreicht worden, schrieb Meyer Burger weiter. Grossaufträge hätten dazu einen schönen Teil beigesteuert. Der Auftragsbestand zum Jahresende habe mit 343,8 Mio CHF denn auch markant über dem Vorjahreswert gelegen und biete eine "solide Ausgangsbasis" für das neue Jahr.
WENIGER MITARBEITER
Im Ausblick auf das neue Geschäftsjahr erwartet das Management gleichwohl nur einen Umsatz von rund 450 bis 500 Mio CHF - also in etwa auf Vorjahreshöhe. Der langfristig positive Trend zu immer effizienter werdenden Solarenergie-Systemen werde sich zwar fortsetzen und Meyer Burger "grossartige Möglichkeiten" eröffnen, heisst es zwar. Das neue Jahr sei in Bezug auf den Auftragseingang im Januar und Februar jedoch verhalten gestartet.
Konkret seien in diesen beiden Monaten nur Aufträge über 36,2 Mio CHF eingetroffen. Das Management sieht darin jedoch keine Trendumkehr: Aufgrund "intensiver Projektdiskussionen mit verschiedenen Kunden" werde im Verlauf des Jahres eine zunehmende Dynamik erwartet, wird vielmehr betont.
Gleichzeitig geht das Management von einer deutlich besseren Profitabilität aus. Die EBITDA-Marge solle rund 10% erreichen (2017: 2,6%) unter anderem dank einer deutlich tieferen Fixkosten und einer flexibleren Organisation. Ende 2017 beschäftigte Meyer Burger noch 1'276 Mitarbeiter, nachdem es im Vorjahr noch über 1'500 gewesen waren. Wegen des guten Auftragseingangs stieg hingegen die Anzahl temporärer Mitarbeiter auf 175 von 80.
"SOLIDE" BILANZ
Fortschritte machte Meyer Burger 2017 auch bei Bilanzkennzahlen. Nach der Rückzahlung einer Obligationenanleihe im letzten Mai und der Wandlung einer Wandelanleihe im Dezember verfüge die Gesellschaft über eine "solide Bilanzstruktur", so die Mitteilung. Belege dafür seien eine Nettoliquidität von 67,6 Mio CHF (VJ Nettoverschuldung von 3,4 Mio) und eine Eigenkapitalquote von 51,7% (37,2%).
Ausserdem gibt das Unternehmen Veränderungen im Verwaltungsrat bekannt. Eric Meurice wird als neues Mitglied vorgeschlagen; Er war von 2004 bis 2013 CEO des Halbleiterherstellers ASML. Heinz Roth und Konrad Wegener treten hingegen nicht mehr zur Wahl an.