Hallo Melchior,
Eigentlich mag ich zum Thema "Langfristanlage" nichts mehr schreiben.
Dennoch möchte ich einiges richtig stellen und anmerken und Missverständnisse ausräumen.
- Ich hatte Links gepostet, die sich ganz allgemein auf langfristiges Investieren beziehen.
- Die Tatsache, dass ich eine etwas andere Strategie verfolge, habe ich erläutert und Gründe klar dargelegt.
- Ich habe nie behauptet, dass man nicht in der Schweiz investieren soll - im Gegenteil !
Es gibt genug und gute Gründe dies zu tun.
Das Problem sehe ich in der Ausschliesslicheit, mit dem der Heimatmarkt von vielen betrachtet wird.
Bisher sind Investoren damit ganz ordentlich gefahren. Das heisst aber nicht, dass es für alle Zukunft immer so sein muss.
Der Anteil Schweizer Werte am Weltmarkt beträgt etwa 13 %. Für ein vergleichsweise kleines Land ist das ein sehr hoher Wert.
Es reflektiert die aussergewöhnliche Wirtschaftskraft dieses Landes.
Für jedes Depot, in das man seriös und verantwortungsvoll auf zwanzig und mehr Jahre investiert, um seine Vorsorge zu verbessern, steht eine Forderung ganz oben:
Diversifizieren !
Risiken verteilen !
Mit Einzelaktien wird man dieser Anforderung kaum gerecht - es sei denn, man hat ein sehr grosses Kapital zur Verfügung.
Was aber tun ?
Die klassischen Fonds, die einem die Herren Berater der Teppichetage am liebsten verkaufen, stehen in fragwürdigem Ruf. Zu schlecht ist und war deren Performance.
Hinzu kommen die Kosten fürs unnötige Umschichten, die in den Verwaltungskosten nicht enthalten sind und einen Grossteil der Einahmen auffressen.
Wenn Banker aus dem "Nähkästchen plaudern" (so wie am vergangenen Wochenende in Nürnberg) dann kann man nur noch den Kopf schütteln.
Der von Cerberus gepostete Comic trifft die Lage präzise auf den Punkt.
Volltreffer ! - Nochmals danke an Cerberus.
Für kleine bis mittlere Konten empfiehlt sich Investieren mittels passiv gemanageden ETF's.
Diversifikation bekommt man eingebaut, Dividenden werden genauso ausgeschüttet, wie auf Einzelaktien, und Calls lassen sich auch darauf schreiben.
Für die Schweiz würde man in ETF auf den SMi investieren.
Aber Vorsicht: Klumpenrisiko !
Was das bedeutet, der schaue sich den Automobilsektor im Dax an - Stichwort: Volkswagen.
In der Schweiz halten drei Unternehmen allein fast dreiviertel des Anteiles im Index SMI
Genau gesagt sind es 72 %
Nestle, Roche und Novartis.
Im Prinzip kann man gleich in diese drei Investieren, statt eines ETF's.
Manche Sektoren sind gar nicht vertreten:
Beispiel IT-Sektor oder Energie fehlen komplett.
Man kommt also nicht umhin, sein Diversifizieren auf internationale Werte auszuweiten.
Der US Markt ist der bei weitem grösste von allen. Kein Fonds, keine Pensionskasse kommt an ihm vorbei.
Man kann sich die Portfolio-Zusammensetzung der schweizer Pensionskassen anzeigen lassen.
Alle haben sie die Procter&Gamble, Coca Cola und so weiter im Portfolio. Sicher auch eine Masco.
Viele der Unternehmen zahlen regelmässig und seit Jahrzehnten eine hohe Dividende, die zudem Jahr für Jahr ansteigt.
Solche grossen Firmen als "Amibuden" zu bezeichnen mag heroisch und fahnenschwingend patriotisch klingen.
Tatsächlich zeugt es von verzerrter Wahrnehmung und mangelndem Realitätssinn.
Nochmal: Eine Investition in Schweizer Werte halte ich für grossartig und mehr als sinnvoll - aber doch nicht als einzige.
Ein Missverständnis:
Im englischen (amerikanischen) Sprachgebrauch redet man von Billion, wo man hierzulande die Milliarde meint.
Tut mir leid, ich hätte die korrekte deutsche Bezeichnung wählen sollen.
(Zuviel englische Fachliteratur studiert .. )
Zu Fritzens Deal mit dem Schweizer Brokerkonto:
Ich bin zu sehr mit meinem Lebens- und Finanzmittelpunkt in der Schweiz verwoben, als dass ich ein schlechtes Gewissen haben müsste.
Im Gegenteil.
Überhaupt hängt mir die ewige Litanei aus den Ohren heraus:
.. Wer hier sein Geld verdient, der soll auch hier sein Geld ausgeben ..
Stets und ständig bekommt man es zu hören. Überall und von fast jedem.
Und die Realität ?
Macht einfach einen Samstagsausflug in deutsche grenznahe Regionen.
Was da an Menschenmassen mit Schweizer Kennzeichen vorfährt, in die Läden drängt und Berge von Einkäufen wegschleppt spottet jeder Beschreibung.
Kennzeichen aus allen Regionen der Schweiz sieht man auf den Parkplätzen.
Okay .. TI-Schilder nicht, aber sonst alles.
Tausende von Menschen geben Woche für Woche ihr Geld ausserhalb der Schweiz aus.
Zahntouristen nach Ungarn sind Legionen. In Aarau gibt es sogar einen Shuttle-Bus dafür.
Die heren Beteuerungen so vieler Schweizer stehen im krassen Gegensatz zur Realität:
Nach Angaben der Credit Suisse flossen im Jahr 2015 für 11 Milliarden Franken ins Ausland - das ist jeder zehnte Lohnfranken !
Ein Fünftel der Lebensmittel werden importiert.
Bei Kleidung ist es fast schon die Hälfte.
Die Doppelmoral lässt grüssen.
Und erst die Urlaube.
Anstatt die Ferien in der Schweiz zu verbringen, geben die Schweizer mehr als 11 Milliarden Franken im Ausland aus und berichten stolzgeschwellt von ihren tollen Reisen in entfernteste Länder.
Elf Milliarden ins Ausland !
Was bitte ist daran patriotisch ??
Aber der Ostfriesendon soll mit einigen Franken noch zusätzlich die Banken stärken ?
Ausgerechnet die Banken.
Da stütze ich lieber die heimische Wirtschaft indem ich hier beim lokalen Bauern kaufe und lokale Handwerker beschäftige etc.
Nee, Fritz - DEN Deal mache ich so nicht
Auch Du sitzt oft in Spanien, während die heimische Tourismuswirtschaft not leidet.
;-)
Einen anderen Punkt vieler gemachter Fehler hatte ich angesprochen:
Das Unterschätzen der Zinseszinswirkung.
Einige Beispiele mit einer Investitionssumme von zehntausend Franken mögen es verdeutlichen
(Anstelle der Aktien kann man auch ein ETF als Beispiel nehmen)
Fall A)
Dividendenrendite 3 %
100 Aktien XXX, Kurswert 100 Franken, zwanzig Jahre lang gehalten
Nach 20 Jahren 18'000,- Franken
Fall B)
Dividendenrendite 4 %
100 Aktien YYY, 100 à Franken
NAch 20 Jahren ca. 22'00,- Franken
Fall c)
Dividendenrendite 5 %
100 Aktien YYY, 100 à Franken
Nach 20 Jahren ca. 26'500,- Franken
Die Entscheidung ob drei oder fünfprozentige Dividende erscheint vordergründig als Nebensache.
Unterm Strich macht es eine Differenz von achteinhalb Tausend Franken.
Ach so .. wegen Don's ewigem Gerede mit den Optionen ..
Sollte irgendjemand seine Haltung zu Covered Calls überdenken wollen:
Fall D)
Dividendenrendite 4 %, sowie monatlich 0,8 % Einnahmen durch gedeckte Calls (Summe incl. Dividenden insgesamt 14 % p.a, konservativ gerechnet)
100 Aktien ZZZ à 100 Franken
Nach zwanzig Jahren ca. 137.500,- Franken
.. aber wer will das schon ... so viel Geld ..
Dann müsste man womöglich ein Boot kaufen ..
Schreckliche Vorstellung.
Allen ein schönes Wochenende
Don
Für Quellenfritze
http://www.nzz.ch/finanzen/fonds/das-klumpenrisiko-lauert-allenthalben-1.18620663
http://www.handelszeitung.ch/konjunktur/schweiz/einkaufstourismus-jeder-zehnte-franken-geht-verloren-955707
http://www.nzz.ch/wirtschaft/in-den-auslandferien-goennt-man-sich-was-1.18569381
http://www.zinsrechner.ch/