Japan

Mises2000

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18. Apr. 2012
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Regierungspartei denkt darüber nach, über eine stärkere politische Kontrolle der Notenbank zu diskutieren. Eine gefährliche Entwicklung. Sie muss zumindest als Erpressungsversuch gewertet werden. Aber dass diese Debatte aufkommt, zeigt auch eine gewisse Verzweiflung der Regierung. Die Wirtschaft bleibt schwach, die Exportindustrie ist gefährdet, das Land überschuldet und es überaltert schwach. Die Versuchung, das Problem mit der Notenpresse zu "lösen" wird immer grösser. Investoren in Yen sollten diese Entwicklung sehr genau verfolgen.

 
"Erpressung" würde ich es ja nicht nennen, wenn der Staat sein Gelddruck-Monopol wieder zurück haben will.Gibt es Angaben darüber, in welche Richtung die Kontrolle gehen soll? Ich meine, will der Staat die Gelddruckerei einschränken/ausweiten? Zinsen erhöhen/senken?

 
Ist doch klar dass der Staat sein Monopol zurück haben will. Bitte um mehr Erklärung

 
Japans Handelsbilanz ist rot Rückschlag wegen Erdbebens Ger. Tokio · Dank einträglichen Geschäften der japanischen Automobilunternehmen sind Japans Exporte im März so stark gestiegen wie schon lange nicht mehr. Dies war möglich vor allem wegen der unerwartet starken Nachfrage aus den Vereinigten Staaten - die Ausfuhren nach Amerika legten im Vergleich zum Vorjahr um 23,9% zu -, wie das Finanzministerium mitteilte. Im Vorjahresvergleich stiegen die Exporte um 5,9% auf 6,2 Bio. Yen (70 Mrd. Fr.). Dennoch rutschte die Handelsbilanz, die im Februar erstmals nach vier Monaten ins Plus geraten war, wieder in die roten Zahlen.Noch stärker als die Ausfuhren legten die Einfuhren von Erdöl und Gas zu, auf die Japan nach der Katastrophe in den Atomreaktoren in Fukushima und infolge der Abschaltung fast aller Atomkraftwerke angewiesen ist. Im März stiegen die Importe gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,5% auf 6,29 Bio. Yen. Das Aussenhandelsdefizit im März blieb aber weit hinter dem zurück, was einige Analytiker befürchtet hatten. Wegen der Energieimporte dürfte die Aussenhandelsbilanz Japans auch in den kommenden Monaten bisweilen im Minus verharren.Die kräftig gestiegenen Importe von Erdöl und Gas nach der Atomkatastrophe in Fukushima führten schliesslich dazu, dass im Finanzjahr 2011/12 (per Ende März) mit 4,41 Bio. Yen ein doch erhebliches Handelsbilanzdefizit resultierte. Im Gesamtjahr reduzierten sich die Ausfuhren um 3,7% auf 65,28 Bio. Yen. Ausser der Erdbebenkatastrophe vom 11. März 2011 belasteten noch der starke Yen und Lieferprobleme nach den Überschwemmungen in Thailand.NZZ

 
Japans Handelsbilanz ist rot Rückschlag wegen Erdbebens
Logisch. Und ist im Falle Japans auch kein Beinbruch. Die Japaner haben ja Jahrzehntelang Handelsüberschüsse erzielt und US-Treasuries gekauft. Müssen sie halt jetzt verkaufen.Das würde jede Privatperson so machen:Du warst 20 Jahre lang sparsam, hast jedes Jahr 10'000 auf die Seite gelegt.Jetzt ereignet sich ein grosses Unglück und Du musst kurzfristig mal 50'000 ausgeben.Na und? Dafür hast Du ja gespart. Und es bleiben Dir immer noch 150'000 auf dem Konto.
 
Spielst Du auf dieses Zitat an? :D

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Chinesen ihre Dollarreserven auf den Markt werfen, denn sie werden niemanden finden, der sie ihnen abkauft.
Wäre ja schon peinlich. Schliesslich halten die diversen Länder ja die Treasuries als Währungs-Reserve. Ich wiederhole: [COLOR= #FF0000]RESERVE![/COLOR]Wozu soll eine Reserve gut sein, wenn sie dann, wenn sie gebraucht wird - in Zeiten der Not - nicht funktioniert?

 
Spielst Du auf dieses Zitat an? :D

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Chinesen ihre Dollarreserven auf den Markt werfen, denn sie werden niemanden finden, der sie ihnen abkauft.
Wäre ja schon peinlich. Schliesslich halten die diversen Länder ja die Treasuries als Währungs-Reserve. Ich wiederhole: [COLOR= #FF0000]RESERVE![/COLOR]Wozu soll eine Reserve gut sein, wenn sie dann, wenn sie gebraucht wird - in Zeiten der Not - nicht funktioniert?
Interessant wäre noch zu wissen, wie diese Reserven in den Bilanzen bewertet werden..... :cry:
 
Wäre interessant zu diskutieren, warum Japan sich eine Verschuldung von 230% sich leisten kann und Griechenland keine 130% des GDPs. Wobei, was noch interessanter ist, wo steht die USA oder sind sie ein eigener Fall.Diskussion eröffnet :cheers:

 
Wäre interessant zu diskutieren, warum Japan sich eine Verschuldung von 230% sich leisten kann und Griechenland keine 130% des GDPs.
Mir fallen da auf Anhieb drei Gründe ein:1. Japan kann seine eigene Währung selbst beliebig drucken.2. Japan hat einen Handelsüberschuss (2011 wegen Fukushima mal ausgenommen), Griechenland nicht. 3. Japan hat seine Schulden in erster Linie bei der eigenen Bevölkerung, Griechenland im Ausland.
 
Mir fallen da auf Anhieb drei Gründe ein:1. Japan kann seine eigene Währung selbst beliebig drucken.2. Japan hat einen Handelsüberschuss (2011 wegen Fukushima mal ausgenommen), Griechenland nicht. 3. Japan hat seine Schulden in erster Linie bei der eigenen Bevölkerung, Griechenland im Ausland.
Zu Punkt 3. Aufgrund der Demographie wird das in Japan nicht mehr lange gut gehen, maximal noch ein paar Jahre. Schrumpfende Beölkerungszahl und viel mehr Rentner, die nun an ihren Ersparnissen zehren. Die Sparquote sinkt und die Staatsausgaben steigen im Gesundheitswesen. Gleichzeitig kommen weniger Jüngere nach, die das System alimentieren oder ansparen, die Steuereinnahmen stagnieren ebenfalls/faktisches Nullwachstum seit 1990. (Arbeits-)Immigration gibt es praktisch nicht im Gegensatz zu anderen reichen Ländern wie der Schweiz.Wenn die Zinsen einmal ansteigen gehen die ganzen Steuereinnahmen Japans zur Schuldentilgung drauf (glaube bei etwas über 2% wäre das der Fall, was nicht besonders hoch ist).Darum ist mir ein Rätsel, warum der JPY noch so hoch notiert, langfristig wird er wohl stark sinken aufgrund der Inflationserwartungen. Gehe mit mises2000 (Threaderöffner) einig.
 
Mir fallen da auf Anhieb drei Gründe ein:1. Japan kann seine eigene Währung selbst beliebig drucken.2. Japan hat einen Handelsüberschuss (2011 wegen Fukushima mal ausgenommen), Griechenland nicht. 3. Japan hat seine Schulden in erster Linie bei der eigenen Bevölkerung, Griechenland im Ausland.
Zu Punkt 3. Aufgrund der Demographie wird das in Japan nicht mehr lange gut gehen, maximal noch ein paar Jahre. Schrumpfende Beölkerungszahl und viel mehr Rentner, die nun an ihren Ersparnissen zehren. Die Sparquote sinkt und die Staatsausgaben steigen im Gesundheitswesen. Gleichzeitig kommen weniger Jüngere nach, die das System alimentieren oder ansparen, die Steuereinnahmen stagnieren ebenfalls/faktisches Nullwachstum seit 1990. (Arbeits-)Immigration gibt es praktisch nicht im Gegensatz zu anderen reichen Ländern wie der Schweiz.Wenn die Zinsen einmal ansteigen gehen die ganzen Steuereinnahmen Japans zur Schuldentilgung drauf (glaube bei etwas über 2% wäre das der Fall, was nicht besonders hoch ist).Darum ist mir ein Rätsel, warum der JPY noch so hoch notiert, langfristig wird er wohl stark sinken aufgrund der Inflationserwartungen. Gehe mit mises2000 (Threaderöffner) einig.
Der wichtigste Punkt ist wohl, dass Japan die Zinsen extrem niedrig halten kann und wie bei MFs 3) die Bevölkerung sich solidarisch zeigt solche schlechten Investments zu kaufen und der Staat immer genügend neues Geld einnehmen kann, sich somit noch mehr verschulden kann. Gemäss NZZ notiert der Yen hoch, weil hohe Auslandsvermögen heimgeholt wurden nach der Katastrophe vor einem Jahr.
 
Der Yen steigt nicht erst seit oder wegen Fukushima:

(Dollar in Yen)

snagprogram0471.png


Bisher stieg der Yen, weil er von ausländischen Carry-Tradern stark nachgefragt wurde: Man leiht Yen bei der BoJ zu tiefsten Zinsen und kauft dafür europäische oder US Staatsanleihen, die höher rentieren.

Ich schätze, dass diesem Carry-Trade bald der Wind aus dem Segel genommen wird, denn mittlerweile sind auch US- und gute EU-Anleihen auf sehr niedrigem Niveau.

Dass Japan in den nächsten Jahren ein Überalterungsproblem bekommt ist sicher richtig. Aber langfristig - auf 20+ Jahre gesehen und wenn die Babyboomer dereinst tot sind, wird sich die Lage verbessern. Ich meine, Japan hat mit 127 Mio Menschen eine Bevölkerungsdichte von 336 Menschen pro qkm. Wenn sich also die Bevölkerung langfristig abbaut und sich somit im Endeffekt weniger Menschen die begrenzten Ressourcen teilen müssen, ist das von Vorteil. Dass diese weniger Menschen dann weniger produzieren ist eine logische Folge. Daran sehe ich eigentlich nichts schlimmes. Weniger Menschen brauchen ja auch weniger.

Das Problem, dass unser aktuelles Geldsystem ein Wirtschaftswachstum zwingend verlangt, um die Schulden zu bedienen, sehe ich natürlich auch. Aber wer weiss: Bis dahin werden wir wahrscheinlich ohnehin eine Währungsreform und somit kompletten Schuldenabbau gesehen haben. Und somit stellt sich lediglich die Frage: Werden die arbeitenden Japaner in der Lage sein, genug zu produzieren, um für die Transferleistungen aufzukommen?

 
Dass Japan in den nächsten Jahren ein Überalterungsproblem bekommt ist sicher richtig. Aber langfristig - auf 20+ Jahre gesehen und wenn die Babyboomer dereinst tot sind, wird sich die Lage verbessern. Ich meine, Japan hat mit 127 Mio Menschen eine Bevölkerungsdichte von 336 Menschen pro qkm.
Ich glaube leider nicht, dass Japan im geordneten Rahmen diese Zeitspanne übersteht. Es droht eine massive Inflationierung und Kollaps des JPY, da die japanischen Banken und Bevölkerung die Menge an JGBs in Zukunft nicht mehr absorbieren können. Das System funktioniert(e) nur solange die private Sparquote hoch war, das ist nicht mehr der Fall...http://wiwi-werkbank.de/2010/01/sparquo ... llt-stark/Ausländer werden nicht bereit sein, zu diesen Zinsen Anleihen zu kaufen bei einer Staatsverschuldung gegen 250% des GDP bis 2015/2020, schon jetzt ist die Quote deutlich über 200%.Die letzte mögliche Massnahme ist die Erhöhung der japanischen MWst. auf 10% und später 15%, dies wird momentan in der japanischen Politik beraten. Andere Möglichkeiten wird es nicht mehr geben, ausser einer Lockerung der Einwanderungsbestimmungen für Arbeitskräfte.Wenigstens würde ein massiv schwächerer JPY der japanischen Exportindustrie helfen, doch hat diese seit 1990 sehr viel ausgelagert. Die japanischen Unternehmen kaufen ausländische Konkurrenten mit dem (noch) starken JPY und gesunden Bilanzen da der Heimmarkt schwächelt. Auch in der Schweiz gab es einige namhafte Transaktionen in den letzten Monaten: Nycomed -> Takeda, Uster -> Toyota, LandisGyr -> Toshiba, OerlikonSolar -> TokyoElectron usw.Für gut finanzierte und im Ausland stark vertretene japanische Firmen sehe ich deshalb weniger Probleme, selbst in Hochinflationsphasen (Beispiel Mexiko mit der Peso-Krise) verliert man real wenig mit Aktien. Japanische Anleihen oder stark mit Fremdkapital unterlegte Firmen sollte man aber konsequent meiden.PS: China wird später mit ca. 1.5 Kindern in die gleiche Problematik laufen, dort dauert es nur länger:http://de.wikipedia.org/wiki/Ein-Kind-Politik
 
Sorry, wenn ich ketzerisch frage. Aber gibt es einen Grund, weshalb Du die Zukunft Japans am Geld, am Yen, der Verschuldungsquote in Yen festmachst?

 
Sorry, wenn ich ketzerisch frage. Aber gibt es einen Grund, weshalb Du die Zukunft Japans am Geld, am Yen, der Verschuldungsquote in Yen festmachst?
Hohe Inflation zusammen mit hoher Staatsverschuldung ergibt fast immer eine instabile Situation, die für das ganze Land und die Bevölkerung von Bedrohung sein kann. Besonders für Rentner (das ist ein spezielles Problem in Japan aufgrund der Bevölkerungszuammensetzung) und alle von Sozialwerken abhängigen Personen. Zudem erleichtert es das Aufkommen radikaler politischer Strömungen und sonstiger sozialer Spannungen (oft hohe Arbeitslosigkeit). Das hat man in Deutschland gesehen zu Zeiten der Weimarer Republik, in Argentinien, aktuell in Griechenland und eventuell bald in Italien/Spanien. Aufgrund der Tatsache, dass Japan international am meisten US-Treasuries nach China besitzt und japanische Banken ebenfalls viel Kapital ruckartig abziehen könnten, wird das auch international grössere Konsequenzen haben als bei anderen Ländern. Japan ist ja immer noch die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt. Also geht es meiner Meinung am Ende um viel mehr als den Wechselkurs, dieser ist (zusammen mit der Verschuldung) nur der Auslöser solcher Ereignisse...
 
Sorry, aber hier widersprichst Du Dir in Deinem Posting in diesen zwei Sätzen:

Instabile Situation .. für Rentner ... und alle von Sozialwerken abhängigen Personen. [COLOR= #008000](edit MF: =Transferzahlungen)[/COLOR]

[...]

...sozialer Spannungen (oft hohe Arbeitslosigkeit).
Also, Was haben wir: Wir haben die Situation, das Problem, dass die Bevölkerung überaltert ist und somit höhere Transferleistungen von der arbeitenden Schicht zu erwirtschaften sind.

Das spricht eindeutig gegen hohe Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil: Das Problem dürfte eher sein, dass die "arbeitenden" durch ihre Arbeit genügend Transferleistungen erwirtschaften.

Die Frage ist also nicht, ob es zu wenig Arbeit gibt, sodass Arbeiter freigestellt werden können sonder vielmehr, ob die verbleibende und relativ geringen Anzahl an Arbeitern in der Lage ist, für die Transferleistungen aufzukommen. --> Tendenziell zu viel statt zu wenig Arbeit.

 
Sorry, aber hier widersprichst Du Dir in Deinem Posting in diesen zwei Sätzen:---Wir haben die Situation, das Problem, dass die Bevölkerung überaltert ist und somit höhere Transferleistungen von der arbeitenden Schicht zu erwirtschaften sind.Das spricht eindeutig gegen hohe Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil: Das Problem dürfte eher sein, dass die "arbeitenden" durch ihre Arbeit genügend Transferleistungen erwirtschaften.
Man kann aber nicht auf Knopfdruck Arbeit(-splätze) generieren um diese Transferleistungen zu erwirtschaften. Die beiden Phänomene schliessen sich meiner Meinung nicht aus in einer langandauernden Krise:Viele Rentner gemessen an Gesamtbevölkerung und gleichzeitig eine hohe Arbeitslosigkeit (In der Theorie könnten auch Rentner wieder ins Arbeitsleben einsteigen usw., es besteht aber meist ein Skill Mismatch oder körperliche Uneignung für die freien Stellen.)Arbeitsprogramme nach Keynes-Muster (unzählige Konjunkturprogramme zur Ankurbelung der Binnenwirtschaft nach 1990) sind in Japan grandios gescheitert, darum auch die gegenwärtige Staatsverschuldung.
 
falls dann mal in japan die zinsen steigen ... und das werden sie - spätestens wenn sie neues geld benötigen und es die bevölkerung nicht mehr finanzieren kann. die japaner stecken ja ihr erspartes in staatsanleihen, sind wie gesagt die grössten gläubiger des landesdann Prost :cheers:

 
Man kann aber nicht auf Knopfdruck Arbeit(-splätze) generieren um diese Transferleistungen zu erwirtschaften. Die beiden Phänomene schliessen sich meiner Meinung nicht aus in einer langandauernden Krise:
Widerspricht sich das nicht?Problem: Statt 30% arbeitender Menschen müssen jetzt 25% für die Transferleistungen aufkommen. Es gibt also viel zu tun. Viel Arbeit. Die Ärmel müssen raufgekrempelt werden.