Inflation / Deflation

Neue Maschine, 20 % produktiver, wird nicht gekauft, weil sie nächstes Jahr vielleicht, bei gleichen Wechselkursen, 1 % weniger kostet.
Ich denke bei den Investitionen von Unternehmen geht es weniger darum, dass die Maschine in einem Jahr voraussichtlich günstiger zu haben sein wird, als viel mehr darum, dass eine Unsicherheit über die zukünftige Nachfrage besteht. Es wird keine zusätzliche Maschine angeschafft, weil man Bedenken hat die Nachfrage reicht nicht um die höhere Produktionskapazität lohnenswert auszulasten. Also das was du am Anfang deines Posting erwähnt hast:

Die Gefahr der Abwärtsspirale wird ja immer wieder heraufbeschworen in dem Sinne, dass Konsumenten nicht mehr kaufen, weil sie auf tiefere Preise hoffen und Firmen aus dem gleichen Grund nicht investieren würden.
 
Neue Maschine, 20 % produktiver, wird nicht gekauft, weil sie nächstes Jahr vielleicht, bei gleichen Wechselkursen, 1 % weniger kostet.
Ich denke bei den Investitionen von Unternehmen geht es weniger darum, dass die Maschine in einem Jahr voraussichtlich günstiger zu haben sein wird, als viel mehr darum, dass eine Unsicherheit über die zukünftige Nachfrage besteht. Es wird keine zusätzliche Maschine angeschafft, weil man Bedenken hat die Nachfrage reicht nicht um die höhere Produktionskapazität lohnenswert auszulasten. Also das was du am Anfang deines Posting erwähnt hast:

Die Gefahr der Abwärtsspirale wird ja immer wieder heraufbeschworen in dem Sinne, dass Konsumenten nicht mehr kaufen, weil sie auf tiefere Preise hoffen und Firmen aus dem gleichen Grund nicht investieren würden.
Deflation entsteht doch, weil die Nachfrage dem Angebot nicht mehr nachkommt.

Mit den tiefen Zinsen wurden aber eventuell Überkapazitäten aufgebaut, da tiefe Zinsen ja dazu da sind, Investitionen zu fördern.

Würde nun ....aus irgend einem Grund ....die Nachfrage einbrechen, wäre dies wohl ein deflationärer Schock.

Denn viele Überkapazitäten wurden auf Pump aufgebaut.

DIe Zinsen sind nun aber am unteren Ende angekommen und die Staatsschulden am oberen Ende.......

Das Ziel der ZBs ist es wohl,  Wachstum zu generieren und somit eine "gutartige" Inflation, welche durch anziehende Nachfrage entsteht.

Wenn man das "Wachstum" in USA und EU der letzten 12 Jahre sich anschaut, so kam dies nur zustande, aufgrund der Staatsneuverschuldungen und der Zinssenkungen. Man hat sich aus der Deflation gekauft...gewissermassen.

Bis jetzt kann man sagen, die Bilanz ist insofern positiv, dass die Währungen stabil geblieben sind und die Wirtschaft nicht eingebrochen ist nach der Finanzkrise.

Es bräuchte einen Wachstumsschub um die Staatsschulden abzubauen.

Ein Wachstumsschub in der Weltwirtschaft, dazu braucht es meist eine Innovation, heisst es.

Dabei, diese Zeit ist so reich an Innovationen.

Doch sind viele Innovationen, richtige Jobkiller.

Und Jobkiller sind deflationär.

.

 
Es bräuchte einen Wachstumsschub um die Staatsschulden abzubauen.

Ein Wachstumsschub in der Weltwirtschaft, dazu braucht es meist eine Innovation, heisst es.
Das mit dem Wachstumsschub ist zwar grundsätzlich richtig aber in einer gesättigten Gesellschaft wie der unseren dürften Wachstumsraten kaum noch möglich sein, die hoch genug sind, um die Schere zwischen Schulden und BIP zu schliessen:

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Entscheidend, ob eine Deflation gut oder böse ist, ist, von welcher Seite sie kommt.

Kommt sie von der Angebotsseite ist sie gut und fördert den Wohlstand. Beispiel sind Computer, Handys aber auch Autos, wenn wir in der Zeitachse weiter zurück gehen . Also alles Dinge, die billiger werden, weil enorme technologische Anstrengungen, Innovation und Automatisierung zu Produktivitätssteigerung führen.

Kommt die Deflation von der Nachfrageseite, ist sie gefährlich. Wenn also Konsumenten vermehrt sparen, weniger konsumieren und somit die Unternehmen zu immer billigeren Preisen und schlussendlich vielleicht sogar in den Ruin treiben.

Warum sollten nun die Konsumenten anfangen zu sparen und sich einzuschränken? Nun, zum Beispiel dann, wenn sie um ihren Job fürchten. Tun dies sehr viele Konsumenten, lösen sie durch ihre Ängste genau das aus, was sie befürchtet haben. Nämlich ein Absinken der Wirtschaft, eine höhere Zahl von Konkursen, steigende Arbeitslosigkeit, Rezession.

Selbst Unternehmen, die dann noch rentieren werden mit Investitionen zuwarten.

Kurz: Sinkende Preise sind nicht der Auslöser, wohl aber das Symptom einer einbrechenden Wirtschaft.

 
Kommt sie von der Angebotsseite ist sie gut und fördert den Wohlstand.
Interessante Aussage und aktuell.

Wenn man den Ölpreis anschaut, so findet genau so ein "gutartige"Deflation statt....aus Sicht der Wirtschaft......

Das könnte dem wirtschaftlichen Aufschwung in USA stärker ausfallen lassen, als erwartet.

Was wiederum auch auf Europa und andere Regionen einen positiven Effekt hätte.

Ganz klar Verlierer bei diesem "Spiel" sind Russland, Venezuela, Brasilien etc.

Und wohl auch die nachhaltige Energiewirtschaft und auch Firmen die mit dem Ölfördern ihr Geld verdienen.

Putin äusserte ja den Verdacht,dass es um politische Interessen ginge, was ich nicht so abwegig finde.

Saudi-Arabien hat scheinbar die Macht dazu, den Ölpreis zu drücken.

Doch wer hat die Macht in Saudi-Arabien?

 
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Deflation wird in letzter Zeit immer wieder vorgebracht, u.a. auch im letzten von melchior im Gold Thread

Mal ein paar praktische Fragen zum Thema (Gespenst) "Deflation".

Die Gefahr der Abwärtsspirale wird ja immer wieder heraufbeschworen in dem Sinne, dass Konsumenten nicht mehr kaufen, weil sie auf tiefere Preise hoffen und Firmen aus dem gleichen Grund nicht investieren würden.

Also mal praktisch gefragt: Welche Artikel kaufen Konsumenten nicht mehr, weil sie vielleicht in einem Jahr 1 % billiger sind (Auto statt 29'900 nur noch 29'600)?  wird der Staubsauger vielleicht billiger? etc. Finde dieses Argument bezügl. Konsumenten völligen Quatsch!

Investitionen von Firmen: Neue Maschine, 20 % produktiver, wird nicht gekauft, weil sie nächstes Jahr vielleicht, bei gleichen Wechselkursen, 1 % weniger kostet. Marketingaufwendungen werden heruntergeschraubt, weil die Inserate vielleicht billiger werden. Würde ein CEO mir als VR gegenüber so argumentieren, würde ich ernsthaft ins Grübeln kommen. Vermutlich letztlich nur eine Ausrede, weil dem Management keine gescheite Investitionsidee einfällt.
Genau gleiches habe ich schon öfter überlegt. Wieviele Prozent des BIP entfallen auf "Investitionsgüter"? Und wieviele auf das was wir laufend  brauchen..........

"Gespenst der Deflation".....wir brauchen Geisterjäger, keine Finanzjongleure :eek:k:

 
Genau gleiches habe ich schon öfter überlegt. Wieviele Prozent des BIP entfallen auf "Investitionsgüter"? Und wieviele auf das was wir laufend  brauchen..........
Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel. Z.B. ein Turnschuh. Lässt sich sicher auf viele Verbrauchsgüter anwenden.

Die meisten Turnschuhe werden schon lange nicht mehr in "Hochlohnländern" gefertigt. 

Doch wurde investiert in die Forschung, Logistik und in Auslagerung der Produktion nach China etc.

Der Arbeiter der den Turnschuh produziert (in gigantischen Produktionsstrassen), ist oft kein Angestellter mehr der Firma, welche ihn dann unter ihrem Logo verkauft. Die modernen Logistikzentren brauchen viel weniger Angestellte als noch vor kurzer Zeit. Vollautomatisch fahren Roboter-lifte durch die Hallen und verschieben die Wahre.

Wenn ein Turnschuh ein Mal entwickelt ist, dann spielt es nur noch eine Rolle, wie viel man davon verkaufen kann.

Wachstum würde nun bedeuten, dass man jedes Jahr mehr verkauft. Oder sie teurer verkaufen kann. Doch da gibt es ja noch die Konkurrenz. Die macht das gleiche mehr oder weniger. Die bestellt auch in China. Je mehr man bestellt, desto günstiger das Stück. Der Markt wächst aber nicht in dem Ausmass wie man das Angebot erhöhen kann. 

Sinkt nun die Nachfrage nach Turnschuhen, sitzen die Firmen auf Halden und auf Krediten, mit welchen sie die Logistik automatisiert haben. Die Produzenten in China sitzen wohl auch auf Krediten, mit welchen sie die riesigen Kapazitäten aufgebaut haben.

Viele westlichen Länder haben ein alternde Gesellschaft und die Märkte sind gesättigt. Turnschuhe kauft man bis ins hohe Alter. Aber eben nicht immer ...mehr... davon. Somit entsteht ein Preisdruck über längere Zeit gesehen. In was soll die Firma nun investieren?

In den aufstrebenden Ländern ist der Markt gewachsen für Turnschuhe. Noch hat sicher die Hälfte der Menschheit noch keine Turnschuhe oder kaputte. 

Wachstum ist zur Religion geworden. Weil kein "Wachstum" bedeuten würde, dass man gigantisch Abschreibungen machen muss.

Kein Wachstum oder gar schrumpfende Wirtschaften, wären theoretisch erstrebenswert für die alternden westlichen Gesellschaften, wären da nicht die Schulden.

Da der grosse Teil der Bevölkerungen im Westen in irgend einer Form an den Rentenkassen beteiligt ist und somit an den Schulden in Form von Anleihen, kann ja auch nirgendwo eine Alternative sich durchsetzen im Gedankengut. Ohne Wachstum können die Rentenversprechen nicht eingehalten werden in Zukunft......das wäre der Preis, das wären die Schulden.

Deflation ist nicht schlimm, wenn man keine Schulden hat. Wenn man welche hat aber schon. Denn die steigen ja.

 
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Genau gleiches habe ich schon öfter überlegt. Wieviele Prozent des BIP entfallen auf "Investitionsgüter"? Und wieviele auf das was wir laufend  brauchen..........
Vom CH BIP von 635 Mia entfallen

- Konsumausgaben     415  (65 %)

- Brutto investitionen   143   (23 %)

- Exporte                    458 

- Importe                    381 (als Minus in die Rechnung)

415 + 143 + 458 - 381 = 635

Quelle

 
Genau gleiches habe ich schon öfter überlegt. Wieviele Prozent des BIP entfallen auf "Investitionsgüter"? Und wieviele auf das was wir laufend  brauchen..........
Vom CH BIP von 635 Mia entfallen

- Konsumausgaben     415  (65 %)

- Brutto investitionen   143   (23 %)

- Exporte                    458 

- Importe                    381 (als Minus in die Rechnung)

415 + 143 + 458 - 381 = 635

Quelle
Danke Meerkat. Bestätigt meine "Theorie"..... ;-)

Ich sehe das "Problem" halt eher landbezogen, im Gegensatz zu den Gurus die die Weltwirtschaft als Basis nehmen (wie im Beispiel des Turnschuhs....)

Kann ja sein, dass eine globale Deflation (gibt es das überhaupt, resp. kann es das geben) auch die Schweiz, Spanien oder Südafrika gleichermassen treffen könnte. Ich bin da sehr skeptisch und meine auch, dass eine Deflation (wie auch Inflation) sehr länderspezifisch sein wird.

Somit interessiert mich der Turnschuheffekt in China und dem Markensteuerort (Cayman Is. ?? ) herzlich wenig. Wichtiger wäre da für uns ja dann die Pharma und da ist ja wenig deflationäres Potential. Maschinenindustrie? Kann sein, da die Chinesen evtl. CH-Maschinen kaufen. Wer weiss?

Bauindustrie? Ist hausgemacht, kann korrigiert werden.

Finanzindustrie? Da bin ich der Meinung, dass hier halt endlich einmal der Markt spielen müsste. Wer Kredite vergibt und die Nachhaltigkeit ausser Acht lässt, muss selbt für Verluste gerade stehen. Banken gehören abgewickelt, wenn sie versagen. Bankster hinter Gitter wenn sie kriminell handeln.

Unsere Pensionskassengelder? Tja, da gilt halt: Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. WIR wählen die Politiker, wir akzeptieren den Wirtschaftsliberalismus, wir sind Mitläufer. Schreibt einmal einen negativen Leserkommentar betreffend Waffenproduktion in der Schweiz. Da seht Ihr gleich, wie wichtig Geld in der Schweiz ist, Menschleben hin oder her.........

 
@CrashGuru. Teile deine Ueberlegungen weitgehend. Bin ebenfalls der Meinung, dass Deflation/Teuerung länderspezifisch sind. In Südafrika haben wir rund 6 % Inflation. Nur dürfte es halt so sein, dass es global gesehen, keine grosse Rolle spielt, ob kleinere Volkswirtschaften Inflation oder Deflation haben.

@melchior: Könntest du dein Verständnis des Begriffs "Wachstum" etwas näher beschreiben?

Beispiel: Firma A verkauft dieses Jahr 1 Mio Turnschuhe à Fr. 20 mehr als letztes Jahr, Firma verkauft 200'000 à Fr. 100 mehr wie letztes Jahr. Beide machen also 20 Mio mehr Umsatz.

Frage: Haben nun beide Firmen das gleiche Wachstum verursacht (gleicher net profit)? Oder ist der Wachstumsgewinner die Bude mit dem höheren Profit?  Alles "ceteris paribus" (also andern Randbedingungenl wie z.B. Mitarbeiterzahl, Steuern etc.)

 
Ich sehe das "Problem" halt eher landbezogen, im Gegensatz zu den Gurus die die Weltwirtschaft als Basis nehmen (wie im Beispiel des Turnschuhs....)
Sorry, aber ich habe nicht Guru in meinem Namen..........

Ich versuchte ja nur mal den Mechanismus zu beschreiben anhand des Turnschuhs, weshalb überhaupt von Deflation die Rede ist. Vorläufig geht es nicht um die Konsumentenpreise die sinken, sondern um die Investitionen die harzen. Denn wir befinden uns nicht in einer Deflation. Die Gefahr betrifft vor allem EU und USA und somit auch die Schweiz, dass langfristig keine Teuerung aufkommt weil auch die Nachfrage nicht anzieht, somit könnten die Preise auch ins Rutschen kommen, was eben die Investitionen bremst. Z.B. würden die Immobilienpreise einknicken so wäre dies auch deflationär.

Bei den Konsumentenpreisen spielen auch viele andere Faktoren mit, wie die verschiedenen Währungen und dann Zölle und Mehrwertsteuern, Mieten und Löhne  

 
@melchior: Könntest du dein Verständnis des Begriffs "Wachstum" etwas näher beschreiben?

Beispiel: Firma A verkauft dieses Jahr 1 Mio Turnschuhe à Fr. 20 mehr als letztes Jahr, Firma verkauft 200'000 à Fr. 100 mehr wie letztes Jahr. Beide machen also 20 Mio mehr Umsatz.

Frage: Haben nun beide Firmen das gleiche Wachstum verursacht (gleicher net profit)? Oder ist der Wachstumsgewinner die Bude mit dem höheren Profit?  Alles "ceteris paribus" (also andern Randbedingungenl wie z.B. Mitarbeiterzahl, Steuern etc.)
Das Wachstum wird ja im BIP gemessen. Das wäre der Durchschnitt. Doch will ja (fast) jede Firma wachsen. Gewissen gelingt es, gewissen nicht. Steigt das BIP, so ist davon auszugehen, dass es vielen gelingt. Vom Schreiner bis zum Weltkonzern. So verbreitet eine wachsende Volkswirtschaft den Wohlstand. Was nun die letzten Jahren aber auffällig sich verschoben hat, ist, dass der Wohlstand sich nicht mehr verbreitet hat, sondern konzentriert. Dies steht im direkten Zusammenhang mit der Geldpolitik. Denn die Lockerungen haben nicht zu einer Inflation im herkömmlichen Sinne geführt, sondern zu einer Inflation bei Vermögenswerten. Man nehme ein Korb im Jahre 2000 und fülle ihn mit Immobilien und Aktien und Obligationen und ....ja auch nicht zu vergessen Leute auch wenns fast niemand glaubt....Gold

Dieser Korb hat seit damals enorm an Wert zugenommen, obwohl die Wirtschaft seit damals zwei Mal fast zusammengebrochen ist. Beides Mal eilten die Notenbanken zu Hilfe mit Zinssenkungen, was ja beim ersten mal zur Finanzkrise führte und beides Mal wurden die Staatsschulden hochgefahren...womit das BIP frisiert wurde.

Unter dem Strich hat kein Wachstum mehr stattgefunden in USA und EU in den letzten 12 Jahren.

In der Schweiz schon. Trotz hohem Franken...... auch der hat seit damals stark an Wert gewonnen. 

Selbst der Schweizer Sparer hat profitiert, der einfach seine Franken auf ein Konto liegen lies seit 2000. EUROS und Dollars bekommt er jetzt viel günstiger.

Man könnte eben sagen die Schweiz fertigt den Turnschuh, der 1000 Franken kostet. 

http://www.kuenzli-schuhe.ch/classic.html .......sollte eigentlich ein link sein...

Es ist erstaunlich wie viele Dinge in der Schweiz noch hergestellt werden, trotz der hohen Löhne.

Nicht nur Uhren und Maschinen, sondern auch Alltagsverbrauchsartikel. Pfannen, Messer, Schraubenzieher usw.

Es gibt ja den Ausdruck Premium. Das sind die Artikel, die man wesentlich teurer verkaufen kann. Davon lebt der Schweizer Export. Die Stückzahlen sind zwar klein aber die Wertschöpfung hoch.

 
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Wieviele Prozent des BIP entfallen auf "Investitionsgüter"? Und wieviele auf das was wir laufend  brauchen..........
Investitionsgüter machen rund 10% aus, wobei das stark schwankt. 5% in GB, 6% in den USA, 14% in Deutschland, 18% in Südkorea. (Quelle, Seite 17)

Konsumgüterindustrie etwa 50-70%.

Der Rest ist Transferindustrie. Also Staat: Beamtenlöhne, Sozialleistungen, Staatliche Invaliden- und Altersrenten.

 
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Denn die Lockerungen haben nicht zu einer Inflation im herkömmlichen Sinne geführt, sondern zu einer Inflation bei Vermögenswerten.
Zu einer etwas anderen Schlussfolgerung kommt der Degussa Marktreport vom 7. November. Dort steht:

Die Geldnachfrage zu Hortungszwecken hat zugenommen. Ohne die Geldmengenerhöhung hätten die Marktakteure ihre Geldbestände nur erhöhen können, indem sie Güter gegen Geld eintauschen. Die Preise wären gefallen.Mit anderen Worten: Das Ansteigen der Geldmenge hat verhindert, dass die Preise sinken – was sie getan hätten, wenn die Geldmenge nicht ausgeweitet worden wäre.
Quelle: Seite 9

(Übrigens wieder mal ein sehr lesenswerter Marktreport.)

Ich habe das im Mai 2013 schon mal beschrieben: Kurz: Die Geldmengenerhöhung kompensiert die reduzierte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Sie hat also durchaus einen Einfluss auf den Preis. Aber einen unsichtbaren, weil sie die Preise nicht erhöht hat sondern verhindert hat, dass sie fallen.

Grafik aus dem oben verlinkten Posting:

Monetary+Base+Velocity+QE2.png


Das Preisniveau ergibt sich aus der Multiplikation der beiden Kurve.

 
Denn die Lockerungen haben nicht zu einer Inflation im herkömmlichen Sinne geführt, sondern zu einer Inflation bei Vermögenswerten.
Zu einer etwas anderen Schlussfolgerung kommt der Degussa Marktreport vom 7. November. Dort steht:

Die Geldnachfrage zu Hortungszwecken hat zugenommen. Ohne die Geldmengenerhöhung hätten die Marktakteure ihre Geldbestände nur erhöhen können, indem sie Güter gegen Geld eintauschen. Die Preise wären gefallen.Mit anderen Worten: Das Ansteigen der Geldmenge hat verhindert, dass die Preise sinken – was sie getan hätten, wenn die Geldmenge nicht ausgeweitet worden wäre.
Das ist keine andere Auffassung. Im Gegenteil. Ich habe ja kürzlich geschrieben, man hat sich aus der Deflation gekauft. Die Lockerungen trafen auf stark deflationäre Kräfte. Dabei sind die Löhne zu berücksichtigen. Ist die Arbeitslosigkeit hoch, besteht auch bei den Löhnen ein Preisdruck, was wiederum die Kaufkraft schmälert.

Die Einbrüche 2001 und 2007 an den Börsen fanden ja nicht statt einfach weil die Leute alle blöd sind, sondern weil auch die Nachfrage einbrach. Und zwar immens. Bei gewissen Firmen kam es zum Stillstand bei den Bestellungen. Das hat sofort deflationären Einfluss.

Nochmals zum Ölpreis. Nun auch dies ist letztendlich ein Verbrauchsartikel. Der hohe Preis hat Investitionen angelockt. In USA wurde in diesem Bereich gar am meisten investiert, womit die Kapazitäten erhöht wurden. Jetzt prallen weltweit erhöhte Kapazitäten (auf Pump) auf fallende Preise. Auch sind sehr grosse Summen weltweit in Derivaten auf Öl. So platz da eine Blase wenn der Preis tief bleibt. Wie gross diese ist, weiss ich nicht.

 
Das Wachstum wird ja im BIP gemessen.
Genau das wollte ich präzisiert haben. Also um noch präziser zu sein: Das "Wachstum einer Volkswirtschaft". Ich will nicht pingelig sein, stelle aber fest, dass gerade der Begriff "Wachstum" oft verschieden interpretiert wird und z.B. die einfache Gleichung "Wachstum = Ressourcenverschwendung" propagiert wird. Für viele Leute ist Wachstum gleich mehr "Hardware". Schreibe ich eine App und verkaufe diese millionenfach,  erhöhe ich das BIP (= Wachstum), bwi vernachlässigbarem Ressourcenverbrauch.

 
Nochmals zum Ölpreis [...] Der hohe Preis hat Investitionen angelockt. In USA wurde in diesem Bereich gar am meisten investiert, womit die Kapazitäten erhöht wurden. Jetzt prallen weltweit erhöhte Kapazitäten (auf Pump) auf fallende Preise. Auch sind sehr grosse Summen weltweit in Derivaten auf Öl. So platz da eine Blase wenn der Preis tief bleibt. Wie gross diese ist, weiss ich nicht.
Siehe hierzu auch:

Der beispiellose Preisverfall beim Öl bringt die Förderkonzerne in den USA in Bedrängnis. Die Schulden der Industrie drohen zu explodieren. Das lässt selbst die Banken an der Wall Street zittern.
http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/billiges-oel-fracking-boom-droht-schnelles-ende-697492

 
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Ich will nicht pingelig sein, stelle aber fest, dass gerade der Begriff "Wachstum" oft verschieden interpretiert wird
In den meisten Fällen ist es das auch. Nimm als Beispiel "Wachstum" in der Automobilindustrie. Wenn die Anzahl der Autos auf der Strasse ständig wächst, kommt es früher oder später zum Verkehrsinfarkt. Umwelt-Argumente mal aussen vor.

Wir werden in einigen Jahrzehnten eine sinkende Bevölkerung haben. Dann, wenn die Baby-Boomer der Jahrgänge 1950-1965 langsam wegsterben. Dann braucht es schlicht weniger Autos und Turnschuhe, weil es weniger Menschen gibt.

Spätestens dann werden wir uns Gedanken darüber machen müssen, wie wir die Gesellschaft und unser Finanzsystem auch bei sinkender Wirtschaft am Laufen halten.

In einem ziemlich zubetonierten und übervölkerten Land wie der Schweiz ist es ja eigentlich positiv, wenn sich weniger Menschen dieselben Ressourcen teilen. Da bleibt mehr für jeden Einzelnen. Aber unser Wirtschafts- und Finanzsystem kann mit einem "zurückkrebsen" nicht umgehen. So etwas ist schlicht nicht vorgesehen.

 
Wir werden in einigen Jahrzehnten eine sinkende Bevölkerung haben. Dann, wenn die Baby-Boomer der Jahrgänge 1950-1965 langsam wegsterben. Dann braucht es schlicht weniger Autos und Turnschuhe, weil es weniger Menschen gibt.
Bei deinem Beispiel werden ja vor allem die Importe reduziert. Was aber mit Sicherheit zunehmen wird, sind medizinische und pflegerische Serviceleistungen wegen der Ueberalterung. Auch damit kann gutes Geld verdient werden. Pflegefachpersonen statt Banker wird die Devise heissen :mrgreen:

 
Ich sehe das "Problem" halt eher landbezogen, im Gegensatz zu den Gurus die die Weltwirtschaft als Basis nehmen (wie im Beispiel des Turnschuhs....)
Sorry, aber ich habe nicht Guru in meinem Namen..........

Ich versuchte ja nur mal den Mechanismus zu beschreiben anhand des Turnschuhs, weshalb überhaupt von Deflation die Rede ist. Vorläufig geht es nicht um die Konsumentenpreise die sinken, sondern um die Investitionen die harzen. Denn wir befinden uns nicht in einer Deflation. Die Gefahr betrifft vor allem EU und USA und somit auch die Schweiz, dass langfristig keine Teuerung aufkommt weil auch die Nachfrage nicht anzieht, somit könnten die Preise auch ins Rutschen kommen, was eben die Investitionen bremst. Z.B. würden die Immobilienpreise einknicken so wäre dies auch deflationär.

Bei den Konsumentenpreisen spielen auch viele andere Faktoren mit, wie die verschiedenen Währungen und dann Zölle und Mehrwertsteuern, Mieten und Löhne  
@Melchior

Der "Finanzguru" war nicht gegen Dich gerichtet !

Du hast ja hier nur die allgemeine Lehrmeinung vertreten und die kommt ja von den Finanzgurus der Welt. Und ich kann diese gut verstehen.

Ich bin allerdings einfach der Meinung, dass wir bei Katastrophen jeweder Art etwas "kleinräumiger" denken sollten. Besonders bei Finanzkatastrophen. Nicht einmal die von 2008 ff. hat zu einer Weltwirtschaftskrise geführt. Aber zu einige lokalen Krisen (Griechenland, Spanien, Italien) und könnte noch zu einigen führen, wobei andere Länder, ja Kontinente eher unberührt bleiben......

Na ja, im Hintergrund droht ja immer noch die Währungsreform. Wird sie lokal oder global ausfallen? Da liegt der Hund begraben :pfeiffen:

 
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Wir werden in einigen Jahrzehnten eine sinkende Bevölkerung haben. Dann, wenn die Baby-Boomer der Jahrgänge 1950-1965 langsam wegsterben. Dann braucht es schlicht weniger Autos und Turnschuhe, weil es weniger Menschen gibt.
Bei deinem Beispiel werden ja vor allem die Importe reduziert. Was aber mit Sicherheit zunehmen wird, sind medizinische und pflegerische Serviceleistungen wegen der Ueberalterung. Auch damit kann gutes Geld verdient werden. Pflegefachpersonen statt Banker wird die Devise heissen :mrgreen:
Nun das Pflegepersonal und die medizinische Versorgung werden kosten. Diese Kosten müssten aber an anderer Stelle erwirtschaftet werden. Diese Industrie ist kein Selbstläufer.

Die westlichen Länder weisen ein ähnliche Alterspyramide auf. China und Japan haben auch eine starke Alterung.

So werden die nächsten Jahre diese Kosten statistisch zunehmen, wenn die Versorgung auf heutigen Niveau bleiben.

Ebenfalls werden die Rentenzahlungen zunehmen.

Diese Kosten würden auch bei einer Deflation steigen.

Daher hoffen wohl alle auf weiteres Wachstum um das alles finanzieren zu können..

Weiteres Wachstum bedeutet in der globalisierten Welt zur Zeit aber unweigerlich mehr Ressourcen-verbrauch.

Fast wöchentlich gehen in China und anderen Ländern neue Kohlekraftwerke ans Netz. Auch die erneuerbaren Energien erleben einen Boom. Doch können sie nicht den Mehrverbrauch an Energie stillen, in einer wachsenden Weltwirtschaft. Denn Wachstum bedeutet immer noch: immer mehr. Auch wenn es bei uns nicht so sein muss. Die Wirtschaft kann vielleicht auch mit entmaterialisierten Inhalten wachsen. Viele Jungen wollen heute gar kein Auto mehr, die geben sich zufrieden mit einem Ipad und geben das Geld aus für irgendwelche Programme/Leistungen anstatt für Benzin..