Spannender Thread und Thema, habe ich erst jetzt entdeckt.
Da gehe ich völlig einig (ist nicht nur im Cash-Forum, so, aber dort ist es mir besonders aufgefallen). Kennzahlen, Value Investing allgemein etc. scheinen halt staubtrockene Themen zu sein, man muss doch einige Bücher dazu wälzen und dann News zu den Firmen und das Management genau verfolgen. Zocken dagegen befriedigt den Spieltrieb und jeder kann rasch einsteigen. Einige Zocker scheinen meiner Meinung gar keine Systeme anzuwenden, weder fundamentale noch technische. Dort reichen wohl der nackte Chart, aktueller Preis und eventuell das Orderbuch als das höchste der Gefühle. Die ultimative Steigerung sehe ich im "Massen-Zock", der alle paar Jahre auftaucht. Dort wird rein nur aufgrund des bekannten (Marken-)Namens gekauft, auch von Aktien-Einsteigern und nicht mehr gross auf den Preis geschaut. Beispiele sind:- Telecom-"Volksaktie" in Deutschland nach IPO.- UBS-Aktie 2008, als sie plötzlich für jeden zweiten Schweizer ein vermeintliches "Schnäppchen" war (bei Kursen um 20-30 CHF)- Facebook nach IPO (das ist nur meine Prognose, vielleicht liege ich völlig falsch)Na ja, dieses Forum existiert ja auch erst 3-1/2 Monate. Wenn du Cash mit einbeziehst: Dort habe ich mal so zwischen 1998-2003 versucht, mich für Value Investing stark zu machen. Hat keine Sau interessiert. Interessant waren nur Kursgewinne. Zinsen, Renditen, Dividenden, KGV ... das alles ging den Zockern am Ar... vorbei.
Hier sehe ich eine kleine technologische Wende für den Privatanleger - vor allem dank der Internet-Entwicklung in den letzten Jahren: - Aktienkäufe sind dank ausländischen Online-Brokern sehr billig und im Promille-Bereich (zum Beispiel US-Aktien und Optionen, die man um nur 1 USD kaufen/verkaufen kann). Das "hin und her macht Taschen leer" ist also nicht mehr so ausgeprägt - und dank hohen Volumen sind in den USA die Spreads bei vielen Titeln nur noch ein Cent.Früher musste man bei einer Bank die von Graham erwähnten Prozente pro Trade zahlen, bei Privatbanken ist das teils heute noch üblich - und man bekam irgendeinen Preis einen oder zwei Tage später bei der eigentlichen Ausführung. (Leider sind in der Schweiz auch alle Online-Broker noch viel zu teuer und die Schweizer Börse scheint mir auch teuer im internationalen Vergleich bei Transaktionskosten, aber das ist ein anderes Thema.)- Die Informationsbeschaffung für Private für Firmenunterlagen aller Art weltweit ist sehr einfach (Klick zum PDF auf der Investor Relations-Seite statt Postweg über Wochen). Börsensender wie Bloomberg oder CNBC sind in den Kabelnetzen in der Schweiz, Breitband-Internet ist Standard etc. etc.Das mag für jüngere Leser alles banal erscheinen. Mir scheint die Aussage von Graham aufgrund der Technologie-Schübe seit ca. 2000 nicht mehr so gravierend - wenigstens bezüglich Transaktionskosten.Andererseits verleiten diese Technologie und die Transaktionskosten auch zu häufigerem Trading / Over-Trading. Früher hat man sich wohl zweimal überlegt, bevor man der Bank/dem Kundenberater anrief oder das Depot ständig umschichtete...und einige technische Strategien konnte man gar nicht umsetzen, da man die Mittel auf dem eigenen PC und die kurzen Reaktionszeiten nicht hatte. Die Kurse ausländischer Titel gab es erst am nächsten Tag in der NZZ für die Privatanleger...nach Benjamin GrahamDaytrading ist eine der besten Waffen, die je erfunden wurden um finanziellen Selbstmord zu begehen.Mit einigen Trades können Sie Gewinne machen, doch mit den meisten Trades werden Sie Geld verlieren. Ihr Broker jedoch wird immer Geld verdienen.Die Transaktionskosten mindern Ihre Gewinne so sehr wie das Schmirgeln mit Sandpapier ein Stück Holz.Der Kauf oder Verkauf einer Aktie kann Sie 2-4% kosten (oder 4-8%, wenn Sie kaufen und wieder verkaufen).Zählen Sie mal alles zusammen, dann werden Sie feststellen, dass ein Trader mindestens 4% Gewinn machen muss, nur um seine Kosten zu decken.