Die Übernahmespekulationen um Stahlhersteller S + B und Illumina sind falsch – die Dummen sind die Kleinanleger
EMMENBRÜCKE/BASEL/ZÜRICH Der Verwaltungsratspräsident des Stahlherstellers Schmolz + Bickenbach staunte nicht schlecht, als er am Morgen nach Neujahr einen Blick in die Zeitungen warf. Sein Konzern stehe kurz vor einem Besitzerwechsel, musste Hans-Peter Zehnder lesen. Ausländische Finanzinvestoren, darunter die Beteiligungsgesellschaften Triton und Apollo, erwägten eine Übernahme, wollte das deutsche «Handelsblatt» unter Berufung auf anonyme Quellen erfahren haben.
Auf Anfrage sagt Zehnder der SonntagsZeitung: «Dem Verwaltungsrat der Schmolz + Bickenbach AG liegen keine Informationen über bevorstehende Übernahmeversuche durch Finanzinvestoren vor.» Auch beim Hauptaktionär des Konzerns, der rund 43 Prozent der Aktien hält, erwarte er keine Veränderungen. Da die deutschen Journalisten den VR-Präsidenten für ihren Beitrag nicht kontaktiert hatten, schaffte es Zehnders Dementi nicht ins Blatt.
Als der Handel an der Schweizer Börse am Donnerstag einsetzte, schoss die Aktie des Stahlherstellers um 27 Prozent nach oben. Am Freitagabend lag sie noch mit 10,5 Prozent im Plus. Während die Marktteilnehmer auf weitere Informationen zur vermeintlichen Übernahme warten, dürften die Urheber der Gerüchte – wohl unzufriedene Investoren – die Kursgewinne längst abgeschöpft und sich aus dem Staub gemacht haben. Nach Zehnders Dementi droht der Aktienkurs am Montag einzubrechen. Zu den Dummen gehören dann Kleinanleger, die in der Hoffnung auf nachhaltige Kurssteigerungen mit Zukäufen reagiert haben.
Warum Schmolz + Bickenbach (S + B) ein Opfer der Gerüchteküche wurde, liegt auf der Hand: Der Stahlhersteller befindet sich in einer wirtschaftlich schwierigen Phase, einschneidende Massnahmen sind unumgänglich. Damit bildet er einen geeigneten Nährboden für Spekulationen.
«Wir sind in ständigem Kontakt mit den kreditgebenden Banken und prüfen sämtliche Optionen», sagt Zehnder. Die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung mag er nicht ausschliessen. Verkaufsabsichten hingegen bestünden nicht, stellt Zehnder klar.