Dienstag, 28. Januar 2014 23:57AUF TALFAHRTDie grosse Börsen-Party ist vorerst vorbeiYves HollensteinNach dem Traumstart ins neue Jahr erlebten die Börsen in den letzten Tagen den grössten Kurssturz seit mehreren Monaten. Neue Rekordmarken sind damit vorerst passé.«Die Bullen nehmen die Treppe, die Bären stürzen sich aus dem Fenster», sagt eine Börsenweisheit. In den letzten Tagen wurde dies eindrucksvoll bestätigt. Nachdem die weltweiten Börsenindizes über Monate stetig nach oben geklettert waren (Bullenmarkt), beklagten die Händler innerst kürzester Zeit einen wahren Kursabsturz (Bärenmarkt).Innert zwei Handelstagen verlor der Swiss Market Index SMI fast 400 Punkte, ein Minus von über vier Prozent. Nicht viel besser erging es dem deutschen Dax, welcher den grössten Kursverlust seit sieben Monaten verbuchte. Auslöser für den Ausverkauf war laut Martin Neff, Chefökonom der Raiffeisen, ein Gemisch aus der massiven Abwertung von Schwellenländer-Währungen, Wachstumssorgen in China und schlechten Konjunkturdaten aus den USA. «Dieser Cocktail an schlechten Nachrichten hat den Börsen weltweit zugesetzt», so Neff auf Anfrage von 20 Minuten. Die Folge: Anleger haben die Titel verkauft und somit ihre Gewinne eingestrichen.Neue Höchststände erst mal vom TischVon einer Panik oder gar einem Börsencrash möchte Patrik Lang, Aktienanalyst bei Julius Bär, jedoch nicht sprechen: «Die Börsen rund um den Globus sind heissgelaufen. Eine grössere Korrektur war früher oder später zu erwarten.» Seit Anfang 2013 hat der SMI um über 20 Prozent zugelegt, der Dax gar um über 25 Prozent. «Nach einem solchen Anstieg ist es kein Verbrechen, jetzt mal Abstand vom Markt zu nehmen und Gewinne mitzunehmen», sagt Neff.Dennoch stellt der Raiffeisen-Ökonom eine Veränderung fest. Die euphorische Stimmung an den Börsen zum Jahreswechsel sei aktuell einer hohen Nervosität gewichen. Für Neff wäre es denn auch keine Überraschung, wenn der SMI noch bis Mitte Jahr in einer engen Handelsspanne von 500 Punkten «herumeiert». Neue Höchststände, wie sie in letzter Zeit fast täglich vermeldet wurden, seien damit erst mal vom Tisch.Noch keine KaufniveausFür Anleger sei deshalb auch keine Eile geboten. «Wir sind in einem Übergang vom monetären Taumel in eine normale Börsenwelt», sagt Neff. Er meint damit die massive Geldschwemme der US-Notenbank Fed, die jetzt langsam, aber sicher ihr Ende findet. Experten werten dies aber auch als Zeichen der Normalisierung. Die Anleger orientieren sich neu und das kann durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen.Neff stellt aber auch fest, dass erste Investoren bereits jetzt wieder zukaufen. Für ihn zu früh: «Ich hätte gerne noch ein wenig mehr Korrektur. Die heutigen Niveaus sind noch keine Kaufniveaus.» Dass diese noch kommen werden, glaubt Julius-Bär-Stratege Lang: «Die nun in Gang gesetzte Korrektur dürfte sich noch eine Weile fortsetzen.»Für die beiden Börsenexperten sind die jüngsten Kursrutscher denn auch kein Beinbruch. «Wir befinden uns immer noch in einem ausgesprochenen Bullenmarkt», so Lang. Was jetzt fehle, seien die überzeugenden Wirtschaftsnews. Diese könnten den Bösen wieder den nötigen Aufschub geben.