Ich stelle mal den Artikel aus der NZZ am Sonntag über Trendfolgefonds hier rein. Ist noch interessant und einfach verständlich beschrieben.
Herdentrieb der Anleger lässt sich in Geld ummünzen
Trendfolge-Fonds haben einen guten Erfolgsausweis - selbst im Krisenjahr 2008. Obwohl jüngst unter Druck gekommen, bleiben sie interessant.
«Wenn ich eine automatische Uhr kaufen will, gehe ich nicht nach Deutschland. Wenn ich in einen Hedge-Fund investieren will, schaue ich mich nicht in Finnland um», bekam der Chef von Estlander & Partners, Martin Estlander, einmal von einem potenziellen Kunden zu hören.
Doch weil der Alpha-Trend-Fonds des finnischen Hedge-Funds nun schon seit über 20 Jahren eine solide Performance aufweist - 12% pro Jahr nach Gebühren -, nehmen die Investoren zunehmend auch den Weg nach Helsinki in Kauf. Das Herzstück des Fonds liegt sogar noch weiter nördlich: in der eher reizlosen Kleinstadt Vaasa. Dort feilen zehn Forscher an Computerprogrammen, die an den Finanzmärkten möglichst früh Preistrends erkennen sollen. Estlander & Partners ist ein sogenannter Commodity Trading Adviser (CTA), auch als Managed Futures Fund bekannt. Die treffendste Übersetzung für diese etwas verwirrlichen Begriffe lautet wohl Trendfolger.
Trendfolger profitieren vom Umstand, dass die Teilnehmer an den Finanzmärkten immer wieder dem Herdentrieb erliegen - also unter dem Einfluss von Angst oder Gier kollektiv in eine Richtung rennen. Durch dieses irrationale Verhalten entstehen Preistrends, die sich die Trendfolger zunutze machen können. Weil es zur frühzeitigen Erkennung solcher Preisbewegungen eine grosse Menge Daten zu verarbeiten gilt, werden die Kauf- und Verkaufssignale ausschliesslich von Computern generiert. Es gibt keine Portfoliomanager oder Chefökonomen, die in den Anlageprozess eingreifen würden. Wenn die Computer störungsfrei funktionieren, ist menschliche Einflussnahme verpönt.
Martin Estlander bringt es wie folgt auf den Punkt: «Wenn unsere Computerprogramme einen Trend identifizieren, verdienen wir mit diesem 2,5-mal mehr, als wir verlieren, wenn sich eine Preisbewegung doch nicht als Trend herausstellt.» Jede Position (gehandelt wird mit hochliquiden Futures) ist mit einem Stop-Loss-Auftrag versehen. Das ist einer von zahlreichen Mechanismen, um die Risiken zu begrenzen.
Die Anfänge der Trendfolger reichen in die 1970er Jahre zurück. Die grössten und erfolgreichsten sind heute fast ausschliesslich europäischer Provenienz. Sie weisen im Schnitt nicht nur eine sehr ansprechende Performance auf (siehe Grafik), sondern auch eine leicht negative Korrelation zu den Aktienmärkten. In einem Umfeld, in dem sich die verschiedenen Anlageklassen zunehmend im Gleichschritt bewegen, ist das eine besonders wertvolle Eigenschaft.
Als eher kleiner Fonds mit knapp 1 Mrd. $ verwalteten Vermögenswerten sehen sich die Finnen gegenüber grösseren Konkurrenten im Vorteil. Man könne in 125 Zins-, Währungs-, Aktien- und Rohstoffmärkten tätig sein: von Blei über Hafer, der israelischen Währung Schekel bis zu koreanischen Staatsanleihen. Einige dieser Kontrakte seien für Branchen-Schwergewichte wie Winton oder Man AHL bereits zu wenig liquide, so Estlander. In der Branche gilt: Je mehr Märkte ein Fonds abdecken kann, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass er auf verwertbare Trends stösst.
Estlander & Partners, die fernab von den bekannten Hedge-Funds-Zentren operieren, illustrieren gut den Geist der Branche: Es ist ein Geist der (relativen) Bescheidenheit. So empfinden die Finnen auch ihre periphere Lage nicht als Nachteil. Sie betonen die Vorteile des finnischen Bildungssystems, das «AAA»-Rating ihres unglamourösen Landes, die geringe Personalfluktuation und die damit verbundene starke Unternehmenskultur.
Auch wer mit David Harding, einem der grossen Stars der Branche, redet - er hat erst AHL mitgegründet und später Winton ins Leben gerufen -, wähnt nicht einen schwerreichen Hedge-Fund-Manager vor sich, sondern einen exzentrischen Wissenschafter. Harding ist Physiker und rekrutiert seine Mitarbeiter nicht an den Wirtschaftsfakultäten der Universitäten, sondern setzt auf Mathematiker, Statistiker, Physiker, Biologen und Ingenieure.
Quelle: NZZ am Sonntag
Herdentrieb der Anleger lässt sich in Geld ummünzen
Trendfolge-Fonds haben einen guten Erfolgsausweis - selbst im Krisenjahr 2008. Obwohl jüngst unter Druck gekommen, bleiben sie interessant.
«Wenn ich eine automatische Uhr kaufen will, gehe ich nicht nach Deutschland. Wenn ich in einen Hedge-Fund investieren will, schaue ich mich nicht in Finnland um», bekam der Chef von Estlander & Partners, Martin Estlander, einmal von einem potenziellen Kunden zu hören.
Doch weil der Alpha-Trend-Fonds des finnischen Hedge-Funds nun schon seit über 20 Jahren eine solide Performance aufweist - 12% pro Jahr nach Gebühren -, nehmen die Investoren zunehmend auch den Weg nach Helsinki in Kauf. Das Herzstück des Fonds liegt sogar noch weiter nördlich: in der eher reizlosen Kleinstadt Vaasa. Dort feilen zehn Forscher an Computerprogrammen, die an den Finanzmärkten möglichst früh Preistrends erkennen sollen. Estlander & Partners ist ein sogenannter Commodity Trading Adviser (CTA), auch als Managed Futures Fund bekannt. Die treffendste Übersetzung für diese etwas verwirrlichen Begriffe lautet wohl Trendfolger.
Trendfolger profitieren vom Umstand, dass die Teilnehmer an den Finanzmärkten immer wieder dem Herdentrieb erliegen - also unter dem Einfluss von Angst oder Gier kollektiv in eine Richtung rennen. Durch dieses irrationale Verhalten entstehen Preistrends, die sich die Trendfolger zunutze machen können. Weil es zur frühzeitigen Erkennung solcher Preisbewegungen eine grosse Menge Daten zu verarbeiten gilt, werden die Kauf- und Verkaufssignale ausschliesslich von Computern generiert. Es gibt keine Portfoliomanager oder Chefökonomen, die in den Anlageprozess eingreifen würden. Wenn die Computer störungsfrei funktionieren, ist menschliche Einflussnahme verpönt.
Martin Estlander bringt es wie folgt auf den Punkt: «Wenn unsere Computerprogramme einen Trend identifizieren, verdienen wir mit diesem 2,5-mal mehr, als wir verlieren, wenn sich eine Preisbewegung doch nicht als Trend herausstellt.» Jede Position (gehandelt wird mit hochliquiden Futures) ist mit einem Stop-Loss-Auftrag versehen. Das ist einer von zahlreichen Mechanismen, um die Risiken zu begrenzen.
Die Anfänge der Trendfolger reichen in die 1970er Jahre zurück. Die grössten und erfolgreichsten sind heute fast ausschliesslich europäischer Provenienz. Sie weisen im Schnitt nicht nur eine sehr ansprechende Performance auf (siehe Grafik), sondern auch eine leicht negative Korrelation zu den Aktienmärkten. In einem Umfeld, in dem sich die verschiedenen Anlageklassen zunehmend im Gleichschritt bewegen, ist das eine besonders wertvolle Eigenschaft.
Als eher kleiner Fonds mit knapp 1 Mrd. $ verwalteten Vermögenswerten sehen sich die Finnen gegenüber grösseren Konkurrenten im Vorteil. Man könne in 125 Zins-, Währungs-, Aktien- und Rohstoffmärkten tätig sein: von Blei über Hafer, der israelischen Währung Schekel bis zu koreanischen Staatsanleihen. Einige dieser Kontrakte seien für Branchen-Schwergewichte wie Winton oder Man AHL bereits zu wenig liquide, so Estlander. In der Branche gilt: Je mehr Märkte ein Fonds abdecken kann, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass er auf verwertbare Trends stösst.
Estlander & Partners, die fernab von den bekannten Hedge-Funds-Zentren operieren, illustrieren gut den Geist der Branche: Es ist ein Geist der (relativen) Bescheidenheit. So empfinden die Finnen auch ihre periphere Lage nicht als Nachteil. Sie betonen die Vorteile des finnischen Bildungssystems, das «AAA»-Rating ihres unglamourösen Landes, die geringe Personalfluktuation und die damit verbundene starke Unternehmenskultur.
Auch wer mit David Harding, einem der grossen Stars der Branche, redet - er hat erst AHL mitgegründet und später Winton ins Leben gerufen -, wähnt nicht einen schwerreichen Hedge-Fund-Manager vor sich, sondern einen exzentrischen Wissenschafter. Harding ist Physiker und rekrutiert seine Mitarbeiter nicht an den Wirtschaftsfakultäten der Universitäten, sondern setzt auf Mathematiker, Statistiker, Physiker, Biologen und Ingenieure.
Quelle: NZZ am Sonntag