Argentinien Verstaatlichung YPF

flaix

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25. März 2012
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Interessanter Artikel. Was haltet Ihr davon? ... schon noch krass, das hätte ich jetzt nie erwartet. Wird wohl schlimme Auswirkungen haben punkto zukünftige Geldgeber. Eine Präsidentin, die eigenmächtig handelt.

Kirchner in den Fussstapfen von Hugo Chávez

Argentiniens Regierung wechselt von Fine-Tuning zu kruden Staatseingriffen

Mit zunehmendem Interventionismus versucht Argentiniens Präsidentin, ihr Wirtschaftsmodell zu retten. Die Zukunft des teilverstaatlichten Erdölkonzerns YPF ist mit Fragezeichen behaftet.

Werner Marti, Buenos Aires

Mit der zum Wochenbeginn von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner angekündigten Teilverstaatlichung von YPF, dem grössten argentinischen Erdölkonzern, übernimmt der argentinische Staat zusammen mit den Erdölprovinzen 51% der Aktien des Unternehmens. YPF fällt damit zwanzig Jahre nach der Privatisierung wieder zurück an den Staat. Der 51%-Anteil wird in seiner Gesamtheit vom spanischen Erdölkonzern Repsol, der bisher eine Aktienmehrheit von 57,4% besessen hatte, enteignet. Die Interessen der übrigen Aktionäre - die Unternehmerfamilie Eskenazi hält via Grupo Petersen 25,4%, der Rest wird an der Börse gehandelt - werden nicht angetastet.

Übernahme im Handstreich

Repsol hat inzwischen eine Entschädigung von 10,5 Mrd. $ verlangt. Die Börsenkapitalisierung von YPF Ende Januar vor Beginn der Kampagne der Regierung gegen das Unternehmen lag bei 17 Mrd. $. Die Regierung hat die Forderung von Repsol zurückgewiesen und erklärt, bei der Festsetzung der Kompensation würden die fehlenden Investitionen in YPF berücksichtigt. YPF ist bereits in fester Hand der Regierung, obwohl das Gesetz zur Verstaatlichung im Kongress noch nicht verabschiedet worden ist.

Die Präsidentin hat kurzerhand auch die sofortige Zwangsverwaltung von YPF dekretiert. Noch während sie über die nationalen Fernsehsender die Teilverstaatlichung bekanntgab, übernahmen im noblen früheren Hafenviertel Puerto Madero Vertreter der Regierung den Hauptsitz des Unternehmens und räumten laut Presseberichten zwanzig Mitgliedern der Unternehmensführung ganze 15 Minuten Zeit ein, um das Gebäude mit ihren wichtigsten Habseligkeiten zu verlassen. Bis auf weiteres wird YPF jetzt von Planungsminister de Vido sowie vom stellvertretenden Wirtschaftsminister Kicillof geleitet. Der Planungsminister wird in Argentinien von vielen für die gegenwärtige Energiekrise verantwortlich gemacht. Der 40-jährige Kicillof, der in der konservativen Tageszeitung «La Nación» kürzlich als Marxist bezeichnet wurde, hat keine Erfahrung auf dem Erdölbereich. Er ist aber einer der einflussreichsten Berater der Präsidentin. Jüngst hatte diese proklamiert, YPF werde in Zukunft professionell geführt werden.

Wie sich immer klarer zeigt, geht der Schaden der Teilprivatisierung weit über die direkt betroffene Repsol hinaus. Die YPF-Aktien wurden in New York am Mittwoch nach zweitägigem Unterbruch wieder gehandelt und verloren 32,7%. Das Papier hat somit seit Ende Januar, als die Kampagne der Regierung begann, rund 70% seines Werts eingebüsst. Dies trifft insbesondere auch eine Reihe von institutionellen Anlegern aus den USA hart, was wohl erklärt, weshalb Washington nach anfänglich lauer Reaktion seinen Ton verschärft hat. Das Länderrisiko Argentinien hat am Mittwoch die Grenze von 1000 Basispunkten überschritten; der Zinszuschlag auf argentinischen Staatspapieren im Vergleich mit amerikanischen Treasury-Bonds stieg mit anderen Worten auf 10,5 Prozentpunkte.

Schwer in Bedrängnis kommt auch die argentinische Familie Eskenazi, die über den Grupo Petersen 25,4% der YPF-Aktien hält. Unter starkem Druck von Präsident Néstor Kirchner trat Repsol in zwei Schritten 2008 und 2010 diesen Anteil an die Eskenazi-Familie ab. Zur Finanzierung der Übernahme nahm diese Kredite in der Höhe von 3,4 Mrd. $ zu gleichen Teilen bei Repsol und bei einem internationalen Bankenkonsortium auf, dem gemäss der «Nación» auch die Credit Suisse angehören soll. Den Schuldendienst bezahlten sie jeweils aus den Dividenden von YPF. Nachdem die Regierung nun angekündigt hat, dass für 2011 keine Dividende ausbezahlt werde, weil man in das Unternehmen reinvestieren solle, befindet sich der Grupo Petersen in akuter Konkursgefahr. Sie schuldet Repsol laut Bloomberg noch 1,9 Mrd. $ und dem internationalen Bankenkonsortium weitere 680 Mio. $.

Grenzen des Modells Kirchner

Die Teilprivatisierung von YPF ist eine verzweifelte Massnahme der Präsidentin zur Rettung des vom Ehepaar Kirchner verfochtenen Wirtschaftsmodells. Es ist an seine Grenzen gestossen. Die von Néstor Kirchner 2003 eingeleitete Wirtschaftspolitik hatte immer zur Bedingung, dass sowohl der Staatshaushalt als auch die Leistungsbilanz mit einem Überschuss abschliessen. Nur so konnte es sich Argentinien leisten, sich um seine internationalen Gläubiger zu foutieren und eine autonome Wirtschaftspolitik zu betreiben. Denn auf dem internationalen Kapitalmarkt kann das Land als Folge des immer noch nicht vollständig gelösten Defaults von 2001 höchstens zu prohibitiv hohen Zinsen Kapital aufnehmen.

Die Folgen der jahrelangen marktfremden Wirtschaftspolitik des Ehepaares Kirchner werden inzwischen immer sichtbarer. Letztes Jahr rutschte der Staatshaushalt erstmals klar ins Defizit, während die Leistungsbilanz nur noch einen geringfügigen Überschuss aufwies. Die Verschlechterung der Aussenbilanz war nicht zuletzt auf die stark wachsenden Energieimporte (besonders Erdgas) zurückzuführen. Diese stiegen in den letzten Jahren enorm an, da Preiskontrollen und andere interventionistische Massnahmen der Regierung die Erdöl- und Erdgasförderung in Argentinien uninteressant gemacht hatten. Die Aufwendungen für Energieimporte, die bereits 2010 mit 4,3 Mrd. $ einen Höchststand erreicht hatten, verdoppelten sich 2011 auf 9,3 Mrd. $; für das laufende Jahr wird gar mit 12 Mrd. $ gerechnet. Diese Entwicklung liess sich zweifellos nicht mehr lange aufrechterhalten. Statt die Bedingungen im Erdöl- und Erdgassektor für ausländische Investoren attraktiver zu gestalten, setzt die Präsidentin nun auf Kontrolle durch den Staat. Nun, da die ausländischen Investoren durch die grobe Enteignung von Repsol erst recht abgeschreckt werden, kann man nur rätseln, wo in Zukunft die Mittel für die notwendigen Investitionen herkommen sollen.

Angesichts der bedrohlichen Entwicklung bei Staatshaushalt und Leistungsbilanz begann die Präsidentin gleich nach ihrem Wahlsieg vom Oktober mit einschneidenden interventionistischen Massnahmen, mit denen sie die wachsenden Ungleichgewichte zu korrigieren hoffte. In der Sprache der Regierung handelt es sich bei dieser Art von Interventionen um Fine-Tuning ihres Wirtschaftsmodells. Seit November dürfen Dollars - in geringen Mengen - nur noch mit der Zustimmung des Steueramtes gekauft werden. Dieses hat für jeden Steuerpflichtigen nach intransparenten Regeln einen Maximalbetrag festgelegt. Gleichzeitig verfügte die Präsidentin eine starke Beschneidung der Subventionen auf Elektrizität, Gas und Wasser sowie bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese an und für sich sinnvolle Massnahme wurde allerdings erratisch und die Rechtsgleichheit verletzend implementiert.

Sodann wurden Anfang Februar die Importe weiter erschwert. Für jede Einfuhr muss seither im Voraus eine zusätzliche Bewilligung bei der Regierung eingeholt werden. Die Situation am Zoll, wo Einfuhren von der Regierung schon bisher teilweise monatelang verzögert worden waren, ist für viele Unternehmen unerträglich geworden. Noch schlimmer war die Abänderung der Statuten der Zentralbank des Inhalts, dass die Regierung im grossen Stil auf die Reserven zugreifen kann.

Selbstgemachter Teufelskreis

Eine so weitgehende Verstaatlichungswelle wie in Venezuela ist in Argentinien zurzeit nicht zu erwarten. Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass Fernández de Kirchner nach dem Beispiel von Hugo Chávez auch Agrarland, Immobilien oder Supermärkte verstaatlichen möchte. Ihre Interventionen, wenn auch teilweise ideologisch begründet, entspringen in erster Linie ihrem verzweifelten Bemühen, die durch ihre interventionistische Politik geschaffenen wirtschaftlichen Probleme mit noch mehr Interventionismus zu bekämpfen.

Nach den jüngsten Erfahrungen bestehen aber kaum Zweifel, dass die Präsidentin zu neuen konfiskatorischen Massnahmen Zuflucht nehmen wird, wenn sie dies als notwendig erachtet, um ihr «Modell» am Leben zu erhalten. Die Kontrolle über beide Häuser des Kongresses, die sie bei den Wahlen im Oktober errungen hat, gibt ihr dazu weitgehend freie Hand. Gefährdet dürften in erster Linie strategische Sektoren sein. Nicht von ungefähr kamen diese Woche Titel argentinischer Strom- und Gasverteiler und sogar Bankaktien an der New Yorker Börse unter Druck.

Weitere Interventionen der Präsidentin zeichnen sich ab: In einer unverhüllten Drohung an die Unternehmer forderte sie ihren Sekretär für Binnenhandel öffentlich dazu auf, etwas gegen die hohen Preise für Yerba Mate, den Rohstoff für das in Argentinien beliebte Aufgussgetränk, vorzukehren.

Wie immer Quelle: NZZ ;)

 
Mir fällt auf:

ZITAT: "Letztes Jahr rutschte der Staatshaushalt [SIZE= px]erstmals [/SIZE]klar ins Defizit, während die Leistungsbilanz nur noch einen geringfügigen [SIZE= px]Überschuss[/SIZE] aufwies" .

Wenn ich das in den Kontext zu den "kapitalistischen" Ländern setze wäre das eigentlich ein gutes Urteil der bisherigen Resultate dieser Regierung.....

Ok, ich kenne das Land zu wenig, um ein Urteil abgeben zu können. Aber generell bin ich der Meinung: Rohstoffe eines Landes gehören den Einwohnern dieses Landes. Gewinne aus diesen Rohstoffen gehören demnach ebenfalls den Einwohnern.

Da Investoren aber immer den eigenen Säckel füllen werden, sollte es im Bereich der Energie sowieso keine Privatisierung geben (beim Wasser überigens ebenfalls).

So gesehen, kann ich dem Vorgehen einiges abgewinnen. Nicht zu vergessen, wirft die Regierung der Gesellschaft (Repsol) vor, dass notwendige Investitionen nicht getätigt wurden. Was ich durchaus glaube, denn betreffend Profitmaximierung..... wenn ich da so an die britischen Eisenbahngesellschaften nach der Liberalisierung denke.

 
Rohstoffe eines Landes gehören den Einwohnern dieses Landes. Gewinne aus diesen Rohstoffen gehören demnach ebenfalls den Einwohnern.
Danke für dieses Statement. Genau das wollte ich auch schreiben und zusätzlich noch wie folgt untermauern:1995 kauften Roman Abramovich und sein Kumpel Boris Berezovsky die russische Erdölfirma Sibneft (heute: Gazprom Neft) für $100.5 Mio. Sibneft hatte damals einen Börsenwert von $2.7 Mrd. und produzierte Öl im Wert von $3 Mrd. pro Jahr.Abramovich ist heute der 9. reichste Russe (#68 weltweit gemäss Forbes) mit einem geschätzten Vermögen von $12.1 Mrd. Jetzt muss mir bitte einer erklären, warum dieser Ganove, der mit Schmuggeln und Diebstahl von Öl in der russischen Armee den Grundstock für sein "Vermögen" ergaunert hat, es verdient, dass er rund Hunderttausend mal so viel kassiert wie eine hart arbeitende russische Krankenschwester. :gun:
 
In Argentinien wurden viele, z.T. florierende und gut geführte Staatsbetriebe von Korrupten Regierungen an Ausländische Investoren verscherbelt zu Spottpreisen.Es gibt einen sehr guten Film dazu...ich weiss aber nicht mehr wie der heisst.Vieleicht hat jemand einen Link dazu.

 
Rohstoffe eines Landes gehören den Einwohnern dieses Landes. Gewinne aus diesen Rohstoffen gehören demnach ebenfalls den Einwohnern.
Danke für dieses Statement. Genau das wollte ich auch schreiben und zusätzlich noch wie folgt untermauern:1995 kauften Roman Abramovich und sein Kumpel Boris Berezovsky die russische Erdölfirma Sibneft (heute: Gazprom Neft) für $100.5 Mio. Sibneft hatte damals einen Börsenwert von $2.7 Mrd. und produzierte Öl im Wert von $3 Mrd. pro Jahr.Abramovich ist heute der 9. reichste Russe (#68 weltweit gemäss Forbes) mit einem geschätzten Vermögen von $12.1 Mrd. Jetzt muss mir bitte einer erklören, warum dieser Ganove, der mit Schmuggeln und Diebstahl von Öl in der russischen Armee den Grundstock für sein "Vermögen" ergaunert hat, es verdient, dass er rund Hunderttausend mal so viel kassiert wie eine hart arbeitende russische Krankenschwester. :gun:
Ebenfalls Danke zu dieser richtigen Erweiterung. Heute werden diese Verbrecher von "uns" umworben, damit sie die gestohlenen Milliarden im Westen investieren (und sei es bloss ein englischer oder schweizerischer Fussballclub). Spanien bemüht sich mit grossen Mitteln, Russische Investoren nach Spanien zu holen. Vor allem hoffen sie, dass die Bauwirtschaft wieder in Fahrt kommt indem sie den russischen Mittelstand anlockt. Und dieser Mittelstand ist direkt aus dem Sumpf der Oligarchen gekrochen. :evil:
 
Naja, leider ist die Welt nicht so schwarz/weiss wie einige schreiben. Die Fördertechnologie ist nicht unbedingt trivial, ein solches Land ist auch auf ausländisches Geld angewiesen. In den letzten Jahren ging die Prodution stark zurück, da der Staat höhere Royalties eingefordert hat. In einem solchen Wirtschaftsklima sind weitere Investitionen ökonomisch nicht sinnvoll, die die Produktion gesichert hätten. Perverserweise, mit dem Argument der vom Staat verschuldeten zu tiefen Produktion werden diese Anteile verstaatlicht. Zuerst Lizenzen verkaufen, dann die vertraglichen Bedingungen einseitig verändern und am Schluss enteignen? Und dann sollte gemäss einigen Meinungen hier der grösste Steuerzahler des Landes der Dieb sein und nicht die aktuelle Regierung? Die Retourkutsche ist schon gekommen. Argentinien zahlt seit geraumer Zeit 10% Zins auf Staatsanleiehen. Mehr als Italien oder Spanien. Diese Frau reitet das Land in den Abgrund.

 
Naja, leider ist die Welt nicht so schwarz/weiss wie einige schreiben. Die Fördertechnologie ist nicht unbedingt trivial, ein solches Land ist auch auf ausländisches Geld angewiesen. In den letzten Jahren ging die Prodution stark zurück, da der Staat höhere Royalties eingefordert hat. In einem solchen Wirtschaftsklima sind weitere Investitionen ökonomisch nicht sinnvoll, die die Produktion gesichert hätten. Perverserweise, mit dem Argument der vom Staat verschuldeten zu tiefen Produktion werden diese Anteile verstaatlicht. Zuerst Lizenzen verkaufen, dann die vertraglichen Bedingungen einseitig verändern und am Schluss enteignen? Und dann sollte gemäss einigen Meinungen hier der grösste Steuerzahler des Landes der Dieb sein und nicht die aktuelle Regierung? Die Retourkutsche ist schon gekommen. Argentinien zahlt seit geraumer Zeit 10% Zins auf Staatsanleiehen. Mehr als Italien oder Spanien. Diese Frau reitet das Land in den Abgrund.
Eben nicht schwarz/weiss. Gilt aber für alle! "In einem solchen Wirtschaftsklima sind weitere Investitionen ökonomisch nicht sinnvoll, die die Produktion gesichert hätten" Da stellt sich die Frage: WAS ist ökonomisch sinnvoll. Wenn das auf die Nettorendite von 25 und mehr % zurück geführt wird (so à la Ackermann und DB) ist das halt anders, als wenn jemand sich sagt, die Ressourcen/Rohstoffe des Landes gehören dem eigenen Volk und nicht irgendwelchen Investoren....Und die "Retourkutsche": Die Zinsen werden ja "vom Markt" gemacht. Da sind die gleichen Kreise dahinter, welche den Turbokapitalismus zur Doktrin erhoben haben. Von Marktökonomie ist da keine Rede, das ist Willkür. Man versucht den unliebsamen "Gegner" mit unfairen Mitteln in die Knie zu zwingen.Und betreffend in den Abgrund leiten: Das Land hat wie erwähnt bisher mit positiver Bilanz abgeschnitten. Aber das wird sicher von einigen Leuten den ausländischen Aktivitäten zugeschrieben. Man kann schliesslich alles drehen wie man es braucht.Ich bin alles andere als Kommunist. Aber weshalb Bodenschätze, Luft, Wasser, Nahrungsmittel den Turbokapitalisten zur Gewinnmaximierung überlassen werden sollen, leuchtet mir nicht ein. Solange die Ethik als Schimpfwort angesehen wird :evil:
 
"In einem solchen Wirtschaftsklima sind weitere Investitionen ökonomisch nicht sinnvoll, die die Produktion gesichert hätten" Da stellt sich die Frage: WAS ist ökonomisch sinnvoll. Wenn das auf die Nettorendite von 25 und mehr % zurück geführt wird (so à la Ackermann und DB) ist das halt anders, als wenn jemand sich sagt, die Ressourcen/Rohstoffe des Landes gehören dem eigenen Volk und nicht irgendwelchen Investoren....
Naja dann versuche ich es nochmals zu erklären: Repsol ist ein globlare Konzern und sie werden ihre begrenzten Barmittel dort einsetzen wo sie die höchsten Chancen mit dem geringsten Risiko erzielen können. Wenn die Regierung willkürlich die Bedingungen verschlechtert (stetige Erhöhung der Royalties), werden sie wohl kaum in einem solchen Klima Investitionen tätigen. Könnte ja sein, dass sie am Schluss enteignet werden... Was ja genau jetzt geschieht.Du bist wohl auch nicht so naiv, dass wenn es in der Hand der Regierung ist, es dem Volk zugute kommt. Ausser wenn du mit "Volk" meinst was in Saudiarabien die Ferrari-fahrenden Prinzen sind, im Irak die Bürokraten im Ölministerium oder bis vor kurzem der Gaddafi-Clan war...Wie sie jetzt neue Ölquellen erschliessen wollen ist mir ein Rätsel. Was passieren wird sieht man am Beispiel Venezuela. Grösste Ölvorkommen der Welt, stetig fallende Produktion, gigantische Korruption, stagnierende Wirtschaft. Kein leuchtendes Vorbild.
Und die "Retourkutsche": Die Zinsen werden ja "vom Markt" gemacht. Da sind die gleichen Kreise dahinter, welche den Turbokapitalismus zur Doktrin erhoben haben. Von Marktökonomie ist da keine Rede, das ist Willkür. Man versucht den unliebsamen "Gegner" mit unfairen Mitteln in die Knie zu zwingen.Und betreffend in den Abgrund leiten: Das Land hat wie erwähnt bisher mit positiver Bilanz abgeschnitten. Aber das wird sicher von einigen Leuten den ausländischen Aktivitäten zugeschrieben. Man kann schliesslich alles drehen wie man es braucht.
Diese Zinsen wurden seit einiger Zeit bezahlt. Also vor der Enteignung. Der Markt ist keine Verschwörung. Wenn du findest die 10%-Bonds sind ein gutes Geschäft, kannst du gerne deine Bank anfragen und solche kaufen...
 
Diese Zinsen wurden seit einiger Zeit bezahlt. Also vor der Enteignung. Der Markt ist keine Verschwörung. Wenn du findest die 10%-Bonds sind ein gutes Geschäft, kannst du gerne deine Bank anfragen und solche kaufen...
Der Markt ist keine Verschwörung, richtig. Die Menschen sind die Verschwörer. Der Markt wäre ok, solange die Menschen ok sind. Sind sie aber, zumindest die Turbokapitalisten, nicht mehr.Es ist einfach ein Frage des Vertrauens. Ich vertraue keinem Investor, denn solange Gewinnmaximierung oberstes Prinzip ist, kann ich keinem einzigen Argument glauben, das mir weismachen will, dass PRIVAT besser ist als Staat. Korruption kommt normalerweise nicht vom Beamten der sich bestechen lässt, sondern vom Investor der versucht die Schwäche des Beamten auszunutzen. Es ist ausnahmsweise einmal NICHT die Frage nach Huhn und Ei......... Dass schlecht bezahlte Beamte schwach werden liegt leider in der Natur der Sache, denn wer will behaupten, dass ein Beamter eine besondere Sorte Mensch ist?Weshalb wird schon seit Jahrzehnten kein neues Antibiotikum mehr entwickelt? Wenn die Privatindustrie so effizient, effektiv und verantwortlich ist, weshalb wird nichts mehr entwickelt? Aha, dazu sind ja die staatlichen Unis da.....die Ausrede, dass damit kein Geld zu verdienen ist, ist bestenfalls pervers.
 
Du bist wohl auch nicht so naiv, dass wenn es in der Hand der Regierung ist, es dem Volk zugute kommt. Ausser wenn du mit "Volk" meinst was in Saudiarabien die Ferrari-fahrenden Prinzen sind, im Irak die Bürokraten im Ölministerium oder bis vor kurzem der Gaddafi-Clan war...
Doch, so naiv bin ich. In Saudi Arabien wie auch in Libyen (unter Gaddafi) profitiert(e) das Volk. Saudi Arabien (KSA) ist steuerfrei, Schulen bis Uni sind kostenlos und jeder Bürger hat ein leistungsloses Grundeinkommen. Libyen hatte die niedrigste Analphabetenrate, die beste medizinische Versorgung und den höchsten Lebensstandard in Afrika.Damit will ich nicht sagen, dass ich die Regime in KSA und Libyen unterstütze - das sind/waren schliesslich Diktaturen - aber sie haben durchaus ihren Ölreichtum auch dem Volk zugute kommen lassen. Dabei ist KSA sogar ein schlechtes Beispiel, denn dort sind es vor allem die US-Ölkonzerne, die das Öl ausbeuten. Die Saudis bekommen nur $5/barrel (vielleicht mittlerweile etwas mehr).Mit dem Irak hast Du recht aber der ist US-besetztes Gebiet mit Marionettenregime und im Wiederaufbau nach der Zerstörung durch die weltgrösste Militärmacht.Das beste Beispiel, wie gut es einem Volk geht, das seine Erdölvorkommen selbst ausbeutet ist übrigens Norwegen.
 
Doch, so naiv bin ich. In Saudi Arabien wie auch in Libyen (unter Gaddafi) profitiert(e) das Volk. Saudi Arabien (KSA) ist steuerfrei, Schulen bis Uni sind kostenlos und jeder Bürger hat ein leistungsloses Grundeinkommen. Libyen hatte die niedrigste Analphabetenrate, die beste medizinische Versorgung und den höchsten Lebensstandard in Afrika.Damit will ich nicht sagen, dass ich die Regime in KSA und Libyen unterstütze - das sind/waren schliesslich Diktaturen - aber sie haben durchaus ihren Ölreichtum auch dem Volk zugute kommen lassen. Dabei ist KSA sogar ein schlechtes Beispiel, denn dort sind es vor allem die US-Ölkonzerne, die das Öl ausbeuten. Die Saudis bekommen nur $5/barrel (vielleicht mittlerweile etwas mehr).Mit dem Irak hast Du recht aber der ist US-besetztes Gebiet mit Marionettenregime und im Wiederaufbau nach der Zerstörung durch die weltgrösste Militärmacht.Das beste Beispiel, wie gut es einem Volk geht, das seine Erdölvorkommen selbst ausbeutet ist übrigens Norwegen.
Du solltest besser sagen unter Gaddafi profitierte Tripolitanien (Westen Lybiens), während der Osten recht arm blieb (von dort kam die Revolution). Oder noch besser es profitierte der Gaddafi-Clan. Die Öl-Milliarden sind sicher nicht gerecht verteilt, wenn einige Söhne dieses Obristen hunderte Millionen an Dollars pro Jahr verbrennen. Es verschwanden Dutzende von Milliarden. Der Lebensstandard der Lybier war nicht bedeutend höher als derjenige von Tunesien, welches über so gut wie kein Öl verfügt.KSA bekommt mehr als $5. Staatshaushalt ist $154B, 75% davon durch Erdöleinnahmen gedeckt. Ca. 9.5 Millionen Barrel am Tag beträgt die Produktion übers Jahr gemittelt. Abgerundet greift der Staat $34 vom Preis auf das Barrel ab. Gar nicht so schlecht. (Zahlen v.a. von wiki) Diese Rechnung würde bei einem ausgeglichenen Haushalt stimmen. Einnahmen=Ausgaben. Da sie aber eher einen Überschuss erzielen, dürften die $34 sogar zu tief sein.Trotzdem gibt es bittere Arbeit in KSA.
Gerechte Verteilung bei solch krass ungleich verteiltem Reichtum? Nö.Norwegen ist ein gutes Beispiel wo es funktioniert. Sie sind aber auch ein Musterknabe in den Bereichen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Kann man von den vorangehenden Ländern nicht behaupten. Deshalb meiner Meinung nach kein gutes Beispiel, sondern eher die Ausnahme der Regel.PS für Crashguru, wenn auch themenfremd: Telavancin, Doripenem, Tigecycline, Linezolid...
 
Das mag alles stimmen. Aber die Frage ist doch, ob die Gelder in diesen Ländern gerechter Verteilt wären, wenn man die Ausbeutung US-Konzernen überlassen würde.

 
PS für Crashguru, wenn auch themenfremd: Telavancin, Doripenem, Tigecycline, Linezolid...
Die Aussage stammt nicht von mir sondern von einem Wissenschaftler. Er gab auch gleich die Begründung dazu weshalb die Pharmaindustrie keine neuen Antibiotika entwickelt. Und zwar indem er darauf hinwies, dass diese Medikamente "bloss" einige Euros kosten. Mit der Entwicklung solcher Produkte könne ein Pharma-CEO seinen Abgang ganz schnell einleiten.

http://www.zacg-do.de/Default.aspx/G/11 ... /P/0/LK/-1

Trotz (oder wegen) des überragenden Erfolgs der wichtigsten Antibiotikaklassen in den 1940er [SIZE= px]bis 1970er Jahren stagniert seitdem die Forschung in diesem Gebiet[/SIZE]. Erst in jüngster Zeit wurden daher zwei Antibiotika mit neuen Wirk­mechanismen zur Marktreife gebracht (2000: Linezolid von Pharmacia, 2003: Daptomycin von Cubist Pharmaceuticals). Es ist nahezu sicher, dass dies angesichts der der zunehmenden Resistenzbildung in pathogenen Keimen bei weitem nicht ausreicht. Neue Erreger könnten Szenarien wie in der Prä-antibiotische Ära herauf­beschwören.

Es gilt daher, neue Wege zur Auffindung von antiinfektiv wirksamen Strukturen zu beschreiten, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und im Vorfeld die Vorraussetzungen für essentielle Behandlungsmöglichkeiten und den wirtschaft­lichen Erfolg in der Zukunft zu schaffen. Pharmaunternehmen gelingt es wegen der kurzen Entschei­dungszeiträume nur selten, [SIZE= px]neue komplexe Molekülstrukturen de novo[/SIZE] zur Verfügung zu stellen. Wissenschaftlich fundierte akademische Arbeiten können und ssen daher dazu beitragen, diese Hürde zu überwinden.

http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichte ... -forschung

Ich behaupte, dass es noch viel schlimmer ist. Es ist sicher, dass für einige Krankheiten brauchbare Unterlagen zur Entwicklung von Impfstoffe "in den Tresoren" verschwunden sind und verschwinden, sofern für die Krankheiten Medikamente existieren, die über Jahre Milliarden einbringen. Ein Beispiel ist Herpes, eine CashCow. Weshalb soll dagegen ein Impfstoff entwickelt werden, wenn jährlich eine Milliarde Umsatz mit dem patentierten Mittel generiert werden kann (heute gibt es Generika). Die Infektion ist nicht tödlich, keine Epidemiegefahr, aber wunderbar ansteckend so, dass die Nachfrage nach dem Medikament gesichert ist.....

Sorry, ich glaube nicht an das Gute im "Kapitalisten".....